Predigt über Offenbarung 2, 8-11 am Samstag, 18.11.2000
mit Verabschiedung Frau Galle (Thematisch)

Gnade sei mit euch von dem, der da war, der da ist und der da kommt, dem Vater dem Sohn und dem Heiligen Geist!

Liebe Gemeinde!

Es ist ein besonderer Gottesdienst heute. Frau Galle wird als Küsterin des Gemeindehauses Vogelsangplatz in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Als ich darüber nachdachte, ob ich einen besonderen Predigttext für heute wählen sollte, hatte ich so einige Gedanken. Sollte ich über die guten Hausverwalter aus 1. Petrus 4 predigen, die einander dienen, oder sollte ich Einer trage des anderen Last oder was ähnliches nehmen. So schaute ich dann doch auf den für heute vorgeschlagenen Predigttext und siehe da: Er sagt eine ganze Menge aus. Auch zur Verabschiedung von ihnen, liebe Frau Galle! Aber auch viel für jeden von uns. Der Predigttext steht in der Offenbarung des Johannes, Kapitel 2, Verse 18-11.

Textlesung: Offb. 2, 8 - 11

Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich - und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind die Synagoge des Satans.

Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

Liebe Gemeinde!

Ganz gewiss war es besonders ein Vers, der uns jetzt im Ohr geblieben ist; und er klingt in unserem Herzen auch immer noch nach: "Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." Ein ein wunderschönes Wort. Sehr tröstlich, sehr anrührend! Aber für den einen oder anderen von uns auch fraglich!

Einige sind bestimmt unter uns, in deren Leben gerade dieser Vers eine Rolle spielt oder an einer bestimmten Lebensstation einmal gespielt hat. Früher ein beliebter Konfirmationsspruch, der Vers zur Trauung. Ein Wort, dass auch bei Beerdigungen als Predigtgrundlage dient. Wir können dieses Wort an der Kapelle des Waldfriedhofes sehen. Wenn wir auf das Glasfenster über den Hauptausgang blicken, dann sehen wir genau auf diese Worte.

Ein wichtiges Wort. Ein Wort, dass vielen geholfen hat, wenn wir nicht mehr weiter wissen, wenn wir traurig sind und weinen, das Kraft gibt trotz aller Sorge und Leid...."Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben."

Diesen vielen ist dieser Vers ist von besonderer vertrauter Qualität. Sie hören die Worte - und werden ruhig. Sie sagen sie sich vor - und bekommen neue Kraft. Und manchmal geben wir solche Worte ja auch an andere weiter - da wo sie hingehören! - und erfahren dabei, wie ihre Kraft auch bei anderen Menschen wirkt und ihnen Mut und Trost schenkt.

Den anderen ist dieser Vers eine Parodie auf den Leistungsgedanken dieser Zeit. Also gibt es die Krone des Lebens, das ewige Leben im Reich Gottes, doch nicht umsonst. Alles hat seinen Preis. Tja, und willst du ewig leben, muss du eben ewig treu sein. Mir fällt die Trauformel ein: „Bis der Tod euch scheidet..." Vor diesen Worten wird von der Treue gesprochen und der gegenseitigen Achtung! Treue ist ja nicht schlecht! Wenn sie hält, dann ist sie ein großer Segen für das Paar. Aber gerade dieses Beispiel zeigt doch, wie brüchig Treue in unserer Zeit ist. Schließlich werden 1/3 aller Ehen heute geschieden. Häufiger Grund: Untreue.

Treue zählt noch in vielen anderen Bereichen. Freundschaft. Vereinszugehörigkeit. Betriebszugehörigkeit. Langjährige Treue wird belohnt. Mit Gratifikationen geldlicher Art, mit beruflichen Aufstieg. Mit Betriebsrenten. Weil Menschen in all diesen Bereichen auch heute noch meist in besonderer weise geehrt werden, können wir annehmen, dass Treue ein gesellschaftliches hohes Gut ist. Nun, wer in irdischen Dingen wie den obigen auf Erden treu bis in den Tod ist, der erhält zwar nicht das ewige Leben, aber mindestens eine Ehrenmitgliedschaft, manchmal auch für besondere Verdienste.

Nun, Frau Galle, wenn ich diesen Punkt meiner Predigt zum Anlass nehme, einige Worte an Sie zu richten, dann müssen sie nicht befürchten, dass ich ihnen jetzt so etwas eine Ehrenmitgliedschaft andrehen will. Doch was ich hier sagen kann und darf ist, dass sie unserer Gemeinde und dem Gemeindehaus Vogelsangplatz über lange Jahre treu waren. Waren es 28 Jahre? Das ist schon sehr viel! Treu haben sie immer ihren Dienst hier verrichtet. Als sie noch unten in ihrer alten Wohnung wohnten, waren sie immer ansprechbar, auch montags, wenn auch nicht gerade begeistert. Sie sorgten sich sehr um das Haus, waren seine Hüterin und mussten in dieser Zeit die Macken mancher Pfarrer und anderer Mitarbeiter ertragen. Es gab sicherlich Situationen, die ihre Treue in Frage stellten. Ich kann mich gut an den ersten >Heiligen Abend erinnern an dem ich hier einen Gottesdienst gestaltete. Da habe ich so einfach mir nichts dir nichts den Altar verrückt. Das geht dachte ich, nachher stellen wir ihn wieder zurück. Doch das für Sie damals ein unmöglicher Stilbruch war, hatte ich nicht geahnt. Da gab es noch manche Sache bei uns beiden, wo ich ihre Geduld und Treue ganz schön strapazierte. Doch hoffe ich, dass wir uns letztlich zusammengerauft haben. Sie haben ihre treuen Dienste verrichtet, dafür sind wir dankbar. Und zum Glück brauchen Sie nicht dem Gemeindehaus bis zu ihrem Tod treu sein. Nur bis zum Ruhestand. Wir können ihnen heute auch nicht die Krone des Lebens geben, aber ich hoffe einen gesegneten Ruhestand. Und einige Geschenke und gute Worte, die heute noch folgen werden.

„Sei getreu bis in den Tod...." Wollen den Sinn dieser Worte verstehen, wie sie der Seher Johannes meint, dann müssen wir auf Jesus sehen, auf sein Leben, auf seine Worte und Taten, auf sein Sterben am Kreuz. Jesus, der immer treu zu Gott seinem Vater stand und selbst den Versprechungen des Satans in der Wüste widerstand.

Der von der Liebe Gottes sprach und diese Liebe den Menschen selbst brachte. Der Menschen heilte, der sie tröstete, der selbst seine Jünger nicht losließ, als sie ihn verraten haben. Selbst Judas, der ihn verriet, durfte in seiner Nähe bleiben und Petrus, der ihn verleugnete, er sollte seine Kirche bauen. Jesus blieb ihnen treu. Der selbst in den Tod ging. Voller Zweifel, doch in Treue zu seinem Vater und uns allen. Eine Treue, die ihm sein Vater mit einem unendlich großen Geschenk belohnte, der Krone des Lebens.

Doch immer wenn wir solche Worte hören oder sagen, sind auch wir selbst mit drin... Da stellen diese Verse Fragen an uns, Fragen, die nur wir hören und immer wieder in und mit unserem Leben beantworten müssen. Vielleicht solche: „Sei getreu bis an den Tod..." Bin ich treu? Wie bestehe ich die Anfechtungen, die Zweifel, die Versuchungen meines Lebens? Gehe ich überhaupt noch auf dem Weg Jesu? Kann man mir etwas davon ansehen, aß er mein Herr ist? Halte ich an ihm und seiner Art zu leben und zu lieben fest? Das kann nur jede und jeder für sich beantworten.

"...bis an den Tod..." Denke ich noch daran, aß mein Leben endlich ist? Oder habe ich das ganz verdrängt? Hat es eine Bedeutung für meine Lebensart? Lebe ich in Verantwortung vor Gott? Weiß ich noch und setze ich allein darauf mein Vertrauen, aß Jesus Christus dann für mich einsteht und mich freispricht? Versuche ich mein Leben und meine Gerechtigkeit vor Gott noch und immer wieder selbst zu machen? Wie die Fragen genau lauten, die von diesem Wort ausgelöst werden, das ist sicher bei jeder und bei jedem anders.

Und noch eines ist uns allen gemeinsam - und das spricht der zweite Teil dieses Verses an: „...so will ich dir die Krone des Lebens geben." Diese Hoffnung, diese Sehnsucht haben wir alle! Unser Leben soll einmal nicht für immer vorbei sein. Wir wollen nicht ins kalte Nichts stürzen am Ende, sondern in Gottes Hände fallen. Wir wünschen uns, aß wir dann leben dürfen, alle unsere Fragen beantwortet werden und wir dahin kommen, was unsere Kinder und manchmal wir selbst "Himmel" nennen und was die Bibel mit Reich Gottes meint... Wahrhaftig!

Das wäre die Krone, die Krönung unseres Lebens!

Doch die Zweifel bleiben! Ist das wahr oder nur eine Illusion? Das Echo dieser Worte in uns, wir wissen es, ein Leben im Sinne Jesu: Getreu dem Motto: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und liebe Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deinen Kräften. Die typischen Beispiele des Predigers an dieser Stelle können sie sich selber denken. Sie kennen sie. Wichtiger ist: Die Zweifel bleiben: Und wenn wir das nicht können? Wenn wir das nicht schaffen. Was dann?

Ich kann nur sagen. „Ich bin euch alle Tage dieser Welt bis an ihr Ende!" Ich bin froh, dass Jesus diese Worte gesagt hat. Das wir wissen. Er ist uns treu. Egal was passiert. Egal, ob wir versagen, ob wir in unserer Treue scheitern. Er ist da und wartet auf uns, reicht uns seine Hand. Hält uns fest in seiner Hand! Das ist der Trost, der für mich in diesem Wort liegt! Die Krone des Lebens können wir uns letztlich nicht selbst verdienen. Was für ein Gedanke auch! Dann hätten die Skeptiker recht, die sagen: Da haben wir’s: Auch bei Gott gibt es nichts geschenkt! Leistung und Treue zählen.

Doch das ist die Gute Nachricht: Nicht ich muss treu sein, damit Gott mir treu ist. Nein, Jesus ist mir treu, und darum kann ich treu sein. In all meiner menschlichen Unzulänglichkeit. In all meinen Versuchen, ihm treu zu bleiben bleibt Gott in Jesus mir treu. Wenn ich das glaube, dann wird dieses Wort nicht ohne Echo in mir und in der Welt bleiben. Dann wird durch mich, durch jeden von uns die Treue Jesu in diese Welt scheinen und einen Glanz der Krone des Lebens sichtbar machen.

Und der Friede Gottes...

  Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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