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Gnade sei mit euch von dem, der da war, der da ist und der da kommt,
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
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Ein seltsamer
Tag zum Predigen. Der Tod des Papstes Johannes Paul II. am gestrigen
Abend lässt auch uns als Evangelische Christen nicht unberührt. Wenn
auch viele von uns mit einigen seiner Reden und Taten nicht
einverstanden waren, so kommen wir nicht umhin, diesen Papst als
einen der wichtigsten und einflussreichsten Menschen der Gegenwart
anzuerkennen. Er war vielen zu unmodern, gerade in moralischen
Diskussionen. Bsp. Empfängnisverhütung zu konservativ. Doch immer
war er sich treu und ging immer wieder auf die Menschen zu. Ohne
Abstriche trat er immer wieder unermüdlich für den Frieden in der
Welt ein.
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Bischof Huber,
Vorsitzender des Rates der EKD erklärt dazu: „Mit Papst Johannes
Paul II. hat die Welt einen eindrücklichen Zeugen des Evangeliums
verloren. Er wird als einer der bedeutendsten Päpste in die
Kirchengeschichte eingehen.
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Unter seinem
ungewöhnlich langen Pontifikat hat die römisch-katholische Kirche
weltweit an öffentlicher Präsenz und Ansehen gewonnen.“ Huber
würdigte die charismatische Persönlichkeit des Papstes. "Seine
Menschlichkeit und seine Frömmigkeit haben den Papst aus Polen zu
einem bedeutenden geistlichen Führer und einer moralischen Instanz
gemacht." Johannes Paul II. habe dem Papsttum über die Grenzen der
katholischen Kirche hinaus eine außerordentliche Popularität
verschafft.
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Dankbar
erinnere sich der Ratsvorsitzende an die persönlichen Begegnungen
mit dem Papst, zuletzt bei einer Privataudienz im August 2004 in
Castel Gandolfo. "Die Evangelische Kirche in Deutschland trauert mit
ihren katholischen Brüdern und Schwestern um Papst Johannes Paul II.
Durch seinen Tod ist die Welt ärmer geworden, sie hat einen großen
Menschen verloren. Gott schenke seiner Seele Frieden in der Freiheit
von allem körperlichen Leid."
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Und so ist es
auch schon seltsam, dass heute ein Predigttext dran ist, der mit dem
Begründer des Papsttums, dem Jünger Petrus, viel zu tun hat. Eine
nachösterliche Geschichte vom Fischzug des Petrus und der anderen
Jünger.
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Ich lese den
vorgeschlagenen Predigttext aus Johannes 21:
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1 Danach offenbarte sich Jesus
abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so:
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2 Es waren beieinander Simon
Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus
Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner
Jünger.
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3 Spricht Simon Petrus zu ihnen:
Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir
gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser
Nacht fingen sie nichts.
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4 Als es aber schon Morgen war,
stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus
war.
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5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder,
habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
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6 Er aber sprach zu ihnen: Werft
das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen
sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der
Fische.
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7 Da spricht der Jünger, den
Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus
hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn
er war nackt, und warf sich ins Wasser.
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8 Die andern Jünger aber kamen mit
dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert
Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
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9 Als sie nun ans Land stiegen,
sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot.
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10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt
von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!
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11 Simon Petrus stieg hinein und
zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und
obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.
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12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt
und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu
fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.
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13 Da kommt Jesus und nimmt das
Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische.
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14 Das ist nun das dritte Mal,
dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten
auferstanden war.
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Liebe Gemeinde!
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Eine seltsame
Geschichte. Der Leser des Johannesevangeliums hat gerade vom Ende
des Buches gelesen und jetzt klappt diese Geschichte noch nach. Und
zudem kommt sie einem bekannt vor. Stand sie nicht schon mal
woanders, Lukasevangelium und spielte am Anfang von Jesu Weg.
Stießen nicht damals die ersten Jünger zu ihm. Allen voran Petrus?
So ist es. Und doch ist diese Geschichte anders. Sie weiß von den
Ereignissen in Jerusalem, Von der Auferstehung. Von der Offenbarung
des Auferstandenen unter den Jüngern.
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Wir könnten uns
fragen, warum Johannes diese Geschichte noch erzählen musste. Weil
er drei Berichte über den Auferstandenen haben wollte. Die Dreizahl
galt und gilt als besonders glaubwürdig. Ein Blick auf die Umgebung,
auf den Zustand der Jünger hilft da weiter.
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Es waren nicht
mehr 11 oder 12 Jünger. Es waren nur noch 7 von denen Johannes hier
berichtet. Ein Eindruck entsteht, als ob sich die Jünger beginnen in
alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen. Kein Wort darüber, wo die
anderen geblieben. Die Geschichte spielt am See Tiberias, also in
Galiläa, wo Jesus seine Jünger wiedertreffen wollte. Allein scheint
nur eine gewisse Zeit seit der Auferstehung vergangen sein. Die
Hoffnung auf Jesu Gegenwart hat abgenommen. Vielleicht auch der
Glaube an ihm. Die Jünger scheinen desillusioniert. Wieder in der
Gegenwart angekommen. All ihrer Hoffnungen und Träume beraubt. Statt
Menschen fischen zu gehen, wie Jesus eigentlicher Auftrag lautet
sagt Petrus lapidar: „Ich will fischen gehen…“. Deutlicher kann man
nicht ausdrücken, dass der Alltag die Jünger wieder hat. Statt sich
auf den Weg zu machen, die Geschichte des auferstandenen
Menschensohnes bis an die Enden der Welt zu tragen, setzen sie
wieder in ihren alten klapprigen Schiffen. „Das Leben geht weiter.
Das mit Jesus war doch wohl nur ein schöner Traum. Gehen wir eben
wieder fischen.“
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Die Fische
hatten in jener Nacht anscheinend keine Lust von alleine in die
Netze zu gehen. Nichts hatten sie gefangen wird berichtet. Ein
Abbild ihrer Wirklichkeit. Als ob sie mit leeren Händen dastehen.
Mittellos. Nichts klappt mehr. Als ob das Leben sie ausgestoßen hat.
Sie nicht mehr wiederhaben wollte.
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Die ganze Nacht
ging das so. Als sie dann erschöpft zum Ufer zurückkehren wollten,
steht da einer und fragt: „Kinder, habt ihr nichts zu essen.“ Sie
erkannten ihn nicht. Die Antwort war kurz und enttäuschend wie es
die Nacht für die Jünger auch war: „Nein!“ Ihre Antwort war
symptomatisch für ihre Situation. Hoffnungslos. Dieses kleine Nein
zeigt aber auch, dass sie beginnen zu erkennen, dass sie in ihrem
Leben wieder falsch liegen.
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Sie erkannten
nicht, wer sie da ansprach. Mit einem väterlichen Ton, dem sie wohl
sofort vertrauten. Denn dieser Unbekannte gibt ihnen Tipps, wo sie
Fische finden können. Eine seltsame Situation. Petrus und die
anderen wussten doch eigentlich genug vom Fischen, um zu wissen, wo
sie die besten Fänge in der Nacht machen konnten. Auf gute
Ratschläge könnten sie eigentlich verzichten. Und doch stand der
einer und gab ihnen Tipps. Und ohne groß Nachzufragen, taten sie
das, was der Fremde von ihnen wollte. Sie warfen die Netze auf der
anderen Seite aus. Auf der rechten. Sie versuchten es einfach mal
anders zu machen. Es spricht für die Jünger, dass sie sich auf eine
neue Idee einlassen. Dass sie ein wenig von ihrem bisherigen Weg
abweichen, mal etwas anders machen. Etwas, was sie in ihrer Zeit
tagtäglich mit Jesus erlebten. Die eingetretenen Wege zu verlassen.
Sich immer wieder neuen Situationen und anderen Menschen zu
zuwenden. Und sich wieder Gott zuzuwenden. Denn die rechte Seite ist
in der Sprache Kanaans die gute Seite, die Seite Gottes.
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Und wirklich.
Das Netz füllt sich so viel, das die Jünger kaum aus dem Wasser
ziehen konnten. Jetzt fäll es ihnen wie Schuppen von den Augen. Es
ist der Herr. Es ist Jesus. Der junge Johannes erkannte es als
erster. Petrus wollte sofort zu ihm. Gürtete sich seinen Umhang um,
denn er war nackt und sprang ins Wasser. Plötzlich war die
Lebendigkeit und Stärke in ihm wieder da. Fühlte er, wie neue Kraft
ihn durchflutete.
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Am Land
erwartet Jesus sie. Er hat vorgesorgt. Feuer gemacht. Aber hat auch
schon Fische und Brot. Kein Wort davon, wo sie herkommen. Der Mensch
lebt nicht vom dem allein, was er zu Leben beisteuern kann. Sondern
von dem, was ihm auf seinen Weg mit Gott bereitet wird. Erst wenn
er das erkennt, kann das Seinige dazu beitragen. Nun soll Petrus von
den Fischen bringen, die er gefangen hat. Gemeinsam schleppen sie
das Netz ans Land. 153 Fische sollen sie gefangen haben. Keiner
weiß, was diese Zahl genau bedeutet, wichtig ist, dass das Netz bis
zum Bersten voll und dass es nicht reißt. Ein Hinweis darauf, dass
die Fischfischer bald wieder Menschenfischer sein werden und
unzählig viele sich zu Jesus bekehren. Und dieses Netz riss nicht.
Fast als ob damit gesagt wird, wenn ihr Menschenfischen geht, seht
zu, dass ihr einig bleibt, keine Risse, sonst werdet ihr nicht
erfolgreich sein. Das Netz der Kirche heute scheint voller Risse und
Uneinigkeit. Viele Menschen gehen deshalb wieder verloren.
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Und schließlich
das gemeinsame Mahl: „Kommt und lasst uns essen!“ Die Jünger folgen
nur zu gern der Einladung Jesu. Keiner wagt ihm auch nur ein Wort zu
fragen. Und doch wissen sie alle, wer da mit ihnen die Auferstehung
feiert. Brot und Fisch: Zeichen für die Jünger: „Ich bin das Brot
des Lebens“ hatte Jesus gesagt. Und als Johannes diese Geschichte
aufgeschrieben hatte, war der Fisch längst ein Glaubensbekenntnis
für die Christus: Ichthus auf griechisch. Eine Abkürzung für Jesus
Christos, theou Huios soter. Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter.
„Kommt esst mit mir!“ Und die Jünger feiern ihre erneute
Auferstehung. Ihre neue Geburt. Jesus ist zu ihnen gekommen und in
die Hoffnungslosigkeit hinein neue Hoffnung und neues Leben
geschenkt. Sie waren plötzlich wie neugeboren. Durch die Anwesenheit
des Auferstandenen wie verwandelt. Zu neuen Leben berufen. Aus dem
Alltag, der drohte sie zu umfangen wieder herausgerissen.
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Eine seltsame
Geschichte, ein seltsamer Tag zum Predigen, sagte ich zu Beginn. Und
doch, ich glaube diese Geschichte will uns Mut machen. Will uns
zeigen, dass unser Herr Jesus Christus lebt. Das gilt auch für alle,
die um Papst Johannes Paul II trauern. Die Auferstehung wird ihm in
Christus geschenkt. Der katholischen Kirche wird unter einem neuen
Pontifikat ein neuer Anfang geschenkt.
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Jesus Christus
ist in dieser Welt. Er lebt. Er will, dass wir aus unserem Alltag,
wie immer er auch heißen mag, auferstehen. Dass wir ihm in diesem
Alltag begegnen können, dass sich unser Leben von jetzt auf gleich
ändern kann und wir uns wie neugeboren fühlen. Auferstehung ist
möglich. Hier und jetzt
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Und der Friede
des Auferstandenen, der höher ist als alle unsere Vernunft, sei mit
euch allen. Amen