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Kanzelgruß
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Fakten, Fakten, Fakten
…kennen Sie diesen Spruch aus der Werbung? So wirbt das Nachrichtenmagazin
Focus für sich. Eine Redaktionsrunde ist zu sehen. Der Chefredakteur im
Gespräch mit seinen Redakteuren. Es wird über Nachrichten diskutiert, und
dann fällt dieser Spruch aus Munde des Chefredakteurs Helmut Markwort:
Fakten, Fakten, Fakten. Das Ziel ist klar, die Umsatzzahlen können nur durch
diesen Journalismus gesteigert werden. Fakten sind es, die zählen. Es geht
nicht um Gerüchte, sondern um Tatsachen. Und mit dieser Strategie hat das
Nachrichtenmagazin Focus dem ehrwürdigen Spiegel eine Menge Leser abspenstig
gemacht.
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Nun was hat das
Nachrichtenmagazin mit der frohen Botschaft von Ostern zu tun. Hören Sie den
für heute vorgeschlagenen Predigttext aus dem 1. Korintherbrief des Apostel
Paulus, Kapitel 15, Verse 1 – 11:
- 15 1 Brüder und
Schwestern, ich erinnere euch an die Gute Nachricht , die ich euch verkündet
habe. Ihr habt sie angenommen; sie ist der Grund, auf dem ihr im Glauben
steht.
- 2 Durch sie werdet ihr gerettet,
wenn ihr sie unverfälscht festhaltet - und zwar dem Wortlaut entsprechend, in
dem ich sie euch übermittelt habe. Anderenfalls wärt ihr vergeblich zum
Glauben gekommen!
- 3 Ich habe an euch weitergegeben,
was ich selbst als Überlieferung empfangen habe, nämlich als erstes und
Grundlegendes: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den
Heiligen Schriften vorausgesagt war,
- 4 und wurde begraben. Er ist am
dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften
vorausgesagt war,
- 5 und hat sich Petrus gezeigt,
danach dem ganzen Kreis der Zwölf .
- 6 Später sahen ihn über fünfhundert
Brüder auf einmal; einige sind inzwischen gestorben, aber die meisten leben
noch.
- 7 Dann erschien er Jakobus und
schließlich allen Aposteln .
- 8 Ganz zuletzt ist er auch mir
erschienen, der »Fehlgeburt«.
- 9 Ich bin der geringste unter den
Aposteln, ich verdiene es überhaupt nicht, Apostel zu sein; denn ich habe die
Gemeinde Gottes verfolgt.
- 10 Aber durch Gottes Gnade bin ich
es dennoch geworden, und sein gnädiges Eingreifen ist nicht vergeblich
gewesen. Ich habe viel mehr für die Gute Nachricht gearbeitet als alle anderen
Apostel. Doch nicht mir habe ich das zuzuschreiben - die Gnade Gottes hat
durch mich gewirkt.
- 11 Mit den anderen Aposteln bin ich
in dieser Sache völlig einig. Wir alle verkünden die Gute Nachricht genau so,
wie ich es gerade angeführt habe, und genau so habt ihr sie auch angenommen.
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Fakten, Fakten, Fakten,
Paulus redet nicht abstrakt über die Auferstehung. ER führt Zeugen an.
Zeugen, die von den Fakten der Auferstehung berichten. Paulus kannte wohl
schon die grundlegenden Mechanismen, mit denen man Nachrichten verbreiten.
Entweder man setzt ein interessantes Gerücht oder eine spekulative Vermutung
in die Welt. Oder man bleibt bei dem, was wirklich geschehen ist. Also bei
den Fakten. Und die Fakten der Auferstehung sind eindeutig. Petrus hat ihn
gesehen. Petrus, der älteste Jünger Jesu, sein Vertrauter. Ein Mann, der
trotz allem mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität stand. Den so
schnell nichts umhaute. Doch auch dieser Petrus musste erst selbst Jesus
begegnen, um an die Auferstehung zu glauben.
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Dann der Kreis der
Zwölf, die Jünger Jesu, haben ihn gesehen. Und schließlich über fünfhundert
Brüder auf einmal. Wenn das mal keine Fakten sind. So viele Zeugen können
sich nicht täuschen. Also ist die Auferstehung wahr. Und schließlich leben
die meisten von ihnen noch.
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Dabei nennt Paulus hier
noch nicht mal die ersten Zeugen. Die Frauen, die zuerst am Grab waren.
Maria, Salome und Maria aus Magdala. Sie hatten zuerst das leere Grab
gesehen, ihnen war Jesus zuerst begegnet. Sie hatten erst einen
Riesenschrecken in den Knochen und es dauerte bis dieser der Freude über den
auferstandenen Jesus wich. Doch Frauen galten in der Zeit des Paulus als
nicht glaubhaft. Deshalb verschweigt Paulus an dieser Stelle diese Tatsache
wohl auch. Es den Faktum der Auferstehung den Hauch von Unglaubwürdigkeit
gegeben. Und das wollte Paulus nicht.
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Und als letzten Zeugen
führt er sich selbst auf. Die Fehlgeburt, wie er sich nennt, weil er
zunächst die Christen und Christus verfolgt hat, bis er selbst Christus
begegnete. Bis dieser ihm aus Gnade begegnete.
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Bei so vielen Fakten
kann es doch keinen Zweifel an der Auferstehung Jesu geben. So viele
Menschen können sich nicht irren, oder doch?
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Fakten müssen überprüft
werden, damit sie glaubhaft sind. So war das damals, so ist das bis heute.
Das schlimmste was passieren kann, eine Nachricht reißerisch aufmachen, auf
angeblich absolut glaubwürdige Quellen verweisen. Doch am Ende stellt sich
heraus: So war es nicht. Es war anders. Schlimmstenfalls: Alles Lüge! Die
Konsequenzen: Sinkende Auflagenzahlen, weniger Umsätze, die Verantwortlichen
müssen die Folgen tragen. Und für Paulus: Keiner hätte ihm geglaubt. Keiner
hätte an Christi Auferstehung geglaubt.
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Denn wenn wir die
Berichte über die Auferstehung an schauen, dann können doch leichte Zweifel
kommen. Das Ereignis selbst hat keiner gesehen. Die Berichte in den
Evangelien sind widersprüchlich. Das Grab war leer. Das berichten alle. Doch
das leere Grab heißt noch lange nicht: Ich glaube an den auferstandenen
Jesus. Dann gibt es die Berichte, wie die Jünger und die anderen Jesus
begegnen. Alles höchst fraglich. Die Orte bleiben unklar. Jerusalem, Emmaus,
Galiläa…… Die Fakten sind nicht eindeutig. Sie halten einer objektiven
Überprüfung nur schwer stand. Zweifel bleiben. Das ist immer wieder
kritisiert worden. Bis in die heutigen Tage hinein.
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Doch eines ist ein
Faktum, eine Tatsache. Eine, die sich bis heute nicht leugnen lässt: Die
Begegnung mit Jesus veränderte die Menschen. Sie verändern ihr Leben. Sie
erzählen davon, wie sich ihr Leben veränderte, wie es einen neuen Sinn, ein
neues Ziel und neue Hoffnung bekam. Das sind Fakten. Und das ist es auch,
was letztlich dem Paulus geschehen ist. Die Begegnung mit Jesus krempelte
sein Leben um. Aus dem Christusverfolger wurde der Christusverkünder. Aus
dem Saulus wurde der Paulus. Aus böse wird gut. Und allein die Frohe
Botschaft von Jesus ist es, die das bewirkte.
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Vielleicht ist diese
Tatsache viel wichtiger als alle Berichte von der Auferstehung. Vielleicht
ist dieses viel wichtiger, als alle Zahlen der Menschen, die Jesus von
Angesicht zu Angesicht begegnet sind nach seiner Auferstehung. Vielleicht
ist das die eigentliche Auferstehung, die immer wieder geschieht. Bis zum
heutigen Tage. Vielleicht ist das der eigentliche Glaube an die
Auferstehung. Das ich sagen kann. „Jesus lebt, mit ihm lebe auch ich!“
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Wenn man bedenkt, wie
klein die Schar der Christen in Korinth war, dann hat das Christentum eine
wahre Erfolgsgeschichte geschrieben. Es die Zahl der Anhänger kontinuierlich
gesteigert. Von vielleicht 60 – 100 Leute zur Zeit Paulus in Korinth auf
mehrere Millarden in der heutigen Zeit. Doch es wäre zu kurz gedacht, dieses
Fakt als das bedeutendste für das Christentum darzustellen.
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Es geht nicht um die
Zahl, es geht um die Begegnung mit Christus. Mit dem wahrhaft
Auferstandenen. Mit dem Lebensveränderer.
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Dieses Fakt ist es, was
uns mit den Menschen in Korinth verbindet. Hier finden wir die Brücke von
der damals zum heute. Stellen wir uns doch mal vor, wie über die
Auferstehung heute im Kreise einer solchen Redaktionssitzung diskutiert
würde.
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„Hey Chef, ich habe
hier eine seltsame Story. DA ist ein Jesus, der hingerichtet wurde,
plötzlich wieder lebendig geworden. Viele wollen ihn gesehen haben. Viele
Anhänger hat er schon gefunden. “ „Und,“ fragt der Chef, „ohne Beweise geht
da nichts. Hol mir Zeugen, die glaubwürdig sind. Am Besten sind Fotos,
deutliche, oder noch besser, ein Video….“ So ist das heute. Glaubhaft ist
nur, was sichtbar und recherchierbar ist. Den Bericht von der
übernatürlichen Auferstehung allein, den hätte man schnell als Humbug
abgewiesen. Zu wenig Fakten. Das hat weniger mit unserer heutigen Zeit zu
tun. Die Bildzeitung hätte vielleicht noch eine Schlagzeile daraus gemacht.
Doch eigentlich könnte ein Atheist eher an die Auferstehung als der
Bildzeitung glauben. Wer tot ist, der ist tot. Das ist das Kriterium. In
Korinth, als die Menschen schneller starben als heute, auch heute. Mit dem
Tod ist eben alles zu Ende. Menschen, die einen Blick auf die Seite nach dem
Tod geworfen haben, die waren nicht wirklich tot. Da könnten wir lange hin-
und her diskutieren. Wir kämen nicht weiter. Denn bei Ostern geht es nicht
so sehr um ein Hin- und Her zwischen Tod und Leben, Diesseits und Jenseits.
Da geschieht noch viel mehr. Ostern ist die Begegnung mit dem
Auferstandenen. Mit dem, der mein Leben von Grund auf verändern kann, der es
mir neu schenken kann und will. Paulus hat ja gerade diese Erfahrung
gemacht. Es muss ja nicht so dramatisch wie beim Paulus ablaufen. Wir müssen
nicht mit drei Tag lang mit Blindheit geschlagen werden. Wir können diese
Erfahrung anders machen. Persönlich, aber auch mit mehreren zusammen. Es
kann plötzlich geschehen, es kann seine zeit dauern. Es kann eine Begegnung
mit Jesus Christus sein, es können mehrere Anlässe sein. Allmählich. Wenn
ich an meine eigene Christwerdung denke, dann war es nicht eine Begegnung.
Ich kann nicht mit einem bestimmten Bekehrungsdatum aufwarten, wie es in
pietistischen oder freikirchlichen Kreisen üblich ist. Es hat bei mir seine
Zeit gedauert. Jesus musste schon um mich werden, ehe ich ihm Glauben
schenkte. Ehe die Botschaft von seiner Auferstehung begann mein Leben zu
verändern und sie es bis heute immer noch tut.
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Und es hat sich
gelohnt. Die Gute Nachricht ist bei mir angekommen. Ich spüre es bei mir am
stärksten in einer gewissen Gelassenheit dem Leben gegenüber, und auch der
Fähigkeit eigene Fehler einzugestehen und Vergebung zu üben. Wenn auch das
alles auch noch verbesserungsfähig ist. Die Osterbotschaft will mich ja auch
nicht nur einmal verändern. Sie will mich mein ganzes Leben hindurch
verändern. Sie will mich selbst im Tod verändern.
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Für mich sind das
Fakten, Fakten, Fakten. Und so geht es vielen, die die Osterbotschaft
erreicht hat. Wir alle sind Zeugen der Auferstehung Jesu Christi, wenn auch
spät hinzugekommene. Wir können unsere Erfahrungen an andere Menschen
weitergeben. Zeigen, wie der auferstandene Christus die bedeutendste Rolle
in unserem Leben spielt.
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Jede Zeit seit der
Auferstehung Jesu Christi hatte solche Zeugen. Es gibt eine große Wolke von
Zeugen. Und jede Zeit braucht solche Zeugen. Auch unsere Zeit. Ohne uns
Zeugen gibt es kein Ostern 2004. Da bleibt im besten Fall der Osterhase
über. Am Osterglauben entscheidet sich wie lebendig das Christentum ist.
Bleiben Karfreitag stehen, wäre unser Glaube umsonst. Nicht Karfreitag ist
der höchste Feiertag im Christenjahr. Ostern ist es. Entweder behält der Tod
das letzte Wort - dann könnten wir Karfreitag schon nach Hause gehen - oder
wir glauben tatsächlich daran, dass Gott Leben schafft. Und dies verkünden
wir mit der Erfahrung, dass der Auferstandene bei einem jeden von uns eine
wirkliche Veränderung bewirkt. Wir sind da viel zu schreckhaft und passiv.
Christen müssen ihren Glauben bekennen. In der Öffentlichkeit. Rücksicht auf
Andersgläubige nehmen ist gut. Aber nicht um jeden Preis. Was Wahrheit ist,
was Fakten sind, dass haben wir der Welt mitzuteilen. Und wer dies sichtbar
machen will durch Kleidung und Schmuck, der sollte es auch tun. Es geht
dabei um unseren Glauben an das geschenkte Leben in Christus und nicht um
Erhaltung eines Status Quo. Wir als Christen haben die Aufgabe diese Welt zu
verändern, wenn wir an den Auferstandenen glauben. Unsere Kirche zu erst,
dann die ganze Welt.
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Jesus Christus ist für
uns gestorben. Und er ist auferstanden, um ein Leben wie das des Paulus zu
verändern. Er ist auferstanden, um unser Leben zu verändern. Jesus lebt,
mit ihm auch ich! Ostern ist kein Gedenktag für einen Satz in unserem
Glaubensbekenntnis, sondern die Vergewisserung: Wir können mit ihm rechnen,
im unserem Leben und darüber hinaus. Das sind Fakten.
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Amen.
- EMail:
Pfarrer Muthmann
- Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
- http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der
Gemeinde Duisburg-Wanheimerort