Predigt am Ostermontag, 12. April 2004, 1. Korinther 15, 12-20

Der  Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!

Liebe Gemeinde!

Das ist unser österlicher Glaube. Christus ist auferstanden. Zuerst in der Osternacht verkündigt. Dann am gestrigen Ostermorgen in beiden Gottesdiensten unserer Gemeinde und in der ganzen Welt.

Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wenn dem nicht so wär? Wenn Jesus gar nicht von den Toten auferstanden wäre? Sie befänden sich in guter Gesellschaft. Scheinbar gab es in Korinth im Jahre 53 ähnliche Probleme. Paulus hatte auf jeden Fall Handlungsbedarf, als er folgende Zeilen an die Gemeinde im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 11 – 20 schrieb. Hören wir ihm zu:

12 Das also ist unsere Botschaft: Gott hat Christus vom Tod auferweckt. Wie können dann einige von euch behaupten, dass die Toten nicht auferstehen werden?

13 Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden.

14 Und wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann hat weder unsere Verkündigung einen Sinn noch euer Glaube.

15 Wir wären dann als falsche Zeugen für Gott entlarvt; denn wir hätten gegen die Wahrheit bezeugt, dass er Christus vom Tod auferweckt hat - den er doch gar nicht auferweckt hat, wenn wirklich die Toten nicht auferweckt werden.

16 Wenn die Toten nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden.

17 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer ganzer Glaube vergeblich. Eure Schuld ist dann nicht von euch genommen,

18 und wer im Vertrauen auf Christus gestorben ist, ist dann verloren.

19 Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als irgend jemand sonst auf der Welt.

20 Nun aber ist Christus vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.

Hand aufs Herz, liebe Gemeinde! Würden einer von uns für eine Sache die nicht wahr ist, seinen Namen hergeben. Ja, noch mehr! Würde einer von uns ohne wenn und aber dahinter stehen? Wenn dem so wäre, dann wären wir nicht mehr zu retten und es gäbe berechtigte Gründe an unserem Geisteszustand zu zweifeln!

Ich bewundere hier den Paulus, wie er eben ohne wenn und aber für die Auferstehung Christi argumentiert. Wie er sich ins Zeug legt! Wie er sich selbst dem Zweifel preisgibt, um doch wieder klar zu sagen: „Christus ist auferstanden. Wenn es nicht so wäre, alles Humbug, alles zwecklos, alles sinnlos. Meine Predigt wäre vergeblich. Mein Glaube eine Täuschung.“ Sein Leben wäre eine Farce gewesen. Er hätte sein Herzblut für Lug und Trug, für eine Täuschung gegeben. Paulus steht mit seinem Namen für die Verkündigung der Auferstehung. Er predigt ohne wenn und aber den auferstandenen Christus. Bewundernswert. Beispielhaft!

Paulus weiß, warum er mit ganzem Einsatz predigt. Er weiß, dass es hier um das innerste Geheimnis des Glaubens geht. Denn wenn die Auferstehung nur Lug und Trug wäre, dann wäre auch Jesu Tod am Kreuz umsonst. Dann wäre Jesu Leben nur eines mehr auf Liste verpfuschter Leben von Menschen, die es gut gemeint haben, die an Gott geglaubt haben, an seine Menschenfreundlichkeit. Ein weiteres Schicksal in der Reihe derer, die für Gott ihr Leben gaben, in der Hoffnung, dass dieser Gott in die Welt eingreift.

Paulus imponiert mir. Wie fest er argumentiert! Mit welchem Einsatz. Doch auf der anderen Seite fehlt mir bei Paulus etwas. Er wirkt mir ein wenig verbissen in seinen Zeilen. Er ist mir zu unpersönlich. Auch wenn er einige Zeilen vorher davon spricht, dass er es eigentlich gar nicht verdient, dem Auferstandenen zu begegnen, weil er Christus und Christen verfolgt hat. Mir fehlt ein wenig das persönliche Bekenntnis, was der Auferstandene jenseits aller Rhetorik für Paulus bedeutet. Da muss ich schon an anderer Stelle bei ihm nachlesen um zu merken, welche Tiefe sein Auferstehungsglaube hat.

Und wenn die Auferstehung nicht wahr wäre, was wäre dann mit uns. Mit unserem Glauben. ER wäre nichts wert. Gar nichts. Meine Zeit wäre auf der Erde begrenzt und mit dem Tod ist dann alles aus. Wie das Licht einer Kerze erlischt, wenn der Docht keine Nahrung mehr bekommt.

Horchen wir doch mal in uns herein. Wie ist es mit unserem Glauben an die Auferstehung? Hat alle Predigt seit Paulus was bei uns bewirkt, oder werden wir doch von den Zweifeln geplagt, wie es nach unserem Tode weitergeht?

In Trauergesprächen höre ich oft die Frage: Herr Pfarrer, was meinen sie, ist mein Mann jetzt im Himmel? Wie geht es weiter mit ihm? Was wird mit mir geschehen? Ich muss zugeben, es fällt mit schwer darauf eine gute Antwort zu geben. Ich will ihnen erzählen, wie sich bei mir im Laufe der Jahre die Antworten entwickelt haben. Bei mir hat sich dieser nämlich Glaube entwickelt. Nach und nach. Es gibt keine Bekehrungsdatum. Es gibt kleine Punkte an den der Auferstehungsglaube mir immer wichtiger wurde.

Als ich erwachsen wurde, da habe ich nicht an Gott geglaubt. Ich wusste zwar vom Kreuz Jesu und seiner Auferstehung, doch ich hielt es eben für Hirngespinste. Ich war zwar evangelisch. Aber nicht konfirmiert. Einmal tot, immer tot. Als mein Großvater starb, da hatte ich im Hinterkopf, die leise Hoffnung, ist da noch was. Doch die zerstob schnell. Als ich dann als Erwachsener konfirmiert wurde, ich war 21 Jahre alt, da habe ich zwar im Glaubensbekenntnis die Auferstehung von den Toten bekannt, aber wichtiger war mir das Leben Jesu selbst. Sein vorbildhaftes Verhalten. Um ein guter Christ zu sein, war es mir wichtiger für den Frieden zu sein. Ich engagierte mich gegen Nachrüstung, arbeitete in Jugendkreisen meiner Heimatgemeinde mit. Die zehn Gebote, Gottesliebe und Menschenliebe, die Seligpreisungen, die waren für mich und meinen Glauben von Bedeutung.

Erste Risse bekam dieser Glaube, als ein Onkel von mir Selbstmord beging. Ich hing sehr an ihm, vor allem in der Kinderzeit war er wie Vater oder großer Freund für mich. Ich studierte zu dieser Zeit längst Theologie und wollte Pfarrer werden. Aber mit der Predigt der Auferstehung und dem Glauben daran hatte ich mich nur wissenschaftlich auseinandergesetzt. Das ist für mich auch wichtig. Doch ich begann zu spüren: Der Auferstehungsglaube ist ein persönlicher Glaube. Er betrifft in meinen innersten Gedanken, er stellt mir die Frage nach dem Sinn in meinem Leben. So stellte ich mir die Frage, ob das alles gewesen im Leben meines Onkels.

Ganz wichtig wurde die Frage der Auferstehung dann aber für mich und meine Familie, als die Mutter meiner Frau im Sterben. Ich hatte bis dahin noch gar nicht so stark wahrgenommen, wie sehr ihre Familie im glauben an die Auferstehung lebte. Und wie viel Kraft daraus, und Hoffnung. Auf ein Weiterleben im Hier und Jetzt, aber auch in Gottes Hand. Und ich erinnere mich noch heute daran, wie gut es allen tat an ihrem Grab das „Christ ist erstanden“ singen zu können. Da spürte ich wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Auferstehungsbotschaft ist. Und das sie der Grund unseres Glaubens ist. Das erst durch die Auferstehung das Leben Jesu im Lichte der Liebe des Vaters verwandelt wird.

Als ich dann erste Beerdigungen hielt, war ich zunächst noch vorsichtig, die  Auferstehung zu verkündigen. Doch mehr und mehr wurde mir das bedeutsamer. Am Grab oder in der Kapelle habe ich als Christ, nicht als Pfarrer, als Christ die Aufgabe und Pflicht vom Auferstandenen zu sprechen. Ihn zu verkündigen. Auch wenn es manche geben mag, die das nicht hören wollen. Ohne die Worte von der Auferstehung könnte ich keinen Menschen beerdigen, die Trauerrede für ihn halten. Und ich hoffe immer, dass die Angehörigen spüren, welcher Trost und welche Kraft in dieser Botschaft liegen. Das Christus als Erstling auferstanden ist von den Toten, und das wir alle ihm folgen werden, dereinst vereint in seinem Reich der Liebe.

Und es ist die Begegnung mit dem Auferstandenen selbst, die uns sagt, er ist wahrhaftig auferstanden. Erst durch die Begegnung mit dem Auferstandenen werden wir zu Zeugen. Würde wir nur allein in unserem Leben auf Christus hoffen, so wäre unser Glauben schlechter als die Ideale derer, die nicht an Gott glauben, aber für Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Doch unsere Hoffnung und der Glaube an den Auferstandenen verändert uns in unserem Leben und verändert uns im Tod.

Was ich damit sagen will? Wenn wir Zeugen der Auferstehungsbotschaft sein wollen, dann sollten wir den Menschen erzählen, wo und wie der Auferstandene unser Leben verändert. Wie er mir Hoffnung gibt über den Tod hinaus und mich so gelassener vielen Dingen gegenüber treten lässt. Jeder von uns kann die Auferstehung predigen. Jeder von uns kann den Menschen erzählen, wie die Osterbotschaft unser Leben verändern kann. Wie wir plötzlich wieder Sinn und Hoffnung haben. Denn wir wissen, all unser Tun und Handeln in unserem Leben hat auch Bestand darüber hinaus. Auferstehung ist dann auch nicht nur auf das Leben nach dem Tod berschränkt. Sie ereignet sich schon jetzt, hier und heute, unter uns.

Doch wenn wir es anderen sagen wollen, müssen wir bei uns anfangen damit. Zu schnell keimen in uns leise Zweifel auf und drohen die Osterfreude zu überdecken. Die Freude, dass Christus lebt und mit ihm auch wir, die Freude darüber, dass sein Leben und sein Tod einen Sinn gehabt haben und dass dadurch auch unser Leben und Sterben einen Sinn bekommt.

Wir sollten es uns auch gegenseitig immer wieder sagen und bestätigen, so wie es die Menschen in den orthodoxen Kirchen zu Ostern tun, dass Christus auferstanden ist. „Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden“

Und Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, der vom Tod auferstanden ist und das Leben in die Welt bringt. Amen

  

Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

zurück zur Übersicht