Predigt am Sonntag Kantate, 9. Mai 2004, Kolosser 3, 12-15

Der  Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!

Liebe Gemeinde!

Heute ist der Sonntag Kantate. Singet dem Herrn ein neues Lied! Haben wir vorhin gehört. Traditionell der Sonntag nach Ostern, an dem unser Gesang im Mittelpunkt steht. Wir singen viele Lieder im Gottesdienst. Meist fröhliche und manchmal gibt es auch besondere musikalische Darbietungen.

Mit unserem Singen ist das ja so eine Sache. Kinder singen gerne. Jugendliche habe oft große Probleme damit. Die Konfis kriegen nur schwer ihren Mund zum Singen auf. Erwachsene singen selten, wenn sie nicht gerade Mitglied in einem Chor sind. Und die älteren, wenn sie noch können, singen sie zumeist gerne. Wir lassen heute eher singen. Nicht nur zu Weihnachten. Auch sonst im Jahr. Dabei sind viele von gutem Gesang fasziniert. Musikaufführungen und Konzerte belegen das. Ja selbst diese Gesangsshows im Fernsehen sind Zeichen dafür. Und nächste Woche werden sicherlich viele sich wieder den Grand Prix Eurovision de la Chanson ansehen.

Wir singen viel zu wenig. Dabei ist Singen gesund. Das hat vor kurzem eine Studie an Chorsängerinnen und Chorsängern herausgefunden. Sänger sind seltener krank, haben ein gestärktes Immunsystem und gehen gelassener und ausgeglichener ins Leben. Beim Singen wird die Atmung kontrolliert und ruhig, bewusster und tiefer. Das hilft der Gesundheit folgern die Forscher.

Und mit einem Liedchen auf den Lippen, wenn man gut gelaunt ist, kann man andere zum Mitsingen bewegen. Oder selbst wenn man nur für sich ist und singt oder ein Liedchen pfeift, fühlt man sich gleich besser. Wenn ich traurig, können mich Lieder trösten, manchmal auch nur, wenn einer neben mir singt. Singen macht Mut. Probieren Sie es mal aus, das klappt auch alleine.

Ich möchte den Predigttext von heute lesen und im Anschluss daran ein Geschichte von Gudrun Pausewang nach erzählen, in der das Wort Halleluja, dass oft in unseren Liedern vorkommt eine große Rolle spielt.

12 Ihr seid von Gott erwählt, der euch liebt und zu seinem heiligen Volk gemacht hat. Darum zieht nun wie eine neue Bekleidung alles an, was den neuen Menschen ausmacht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde, Geduld.

13 Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand Unrecht getan hat, sondern vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat.

14 Und über das alles darüber zieht die Liebe an, die alles andere in sich umfasst. Sie ist das Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschließt.

15 Der Frieden, den Christus schenkt, soll euer ganzes Denken und Tun bestimmen. In diesen Frieden hat Gott euch alle miteinander gerufen, denn ihr seid ja durch Christus ein Leib. Dankt Gott dafür!

16 Gebt dem Wort Raum, in dem Christus bei euch gegenwärtig ist. Lasst es seinen ganzen Reichtum unter euch entfalten. Unterweist und ermahnt einander mit aller Weisheit. Singt Gott aus vollem Herzen Psalmen, Hymnen, Loblieder, wie seine Gnade sie schenkt und sein Geist sie euch eingibt.

17 Alles, was ihr tut und was ihr sagt, soll zu erkennen geben, dass ihr Jesus, dem Herrn, gehört. Euer ganzes Leben soll ein einziger Dank sein, den ihr Gott, dem Vater, durch Jesus Christus darbringt.

Die Geschichte!

Hannas Mutter singt im Kirchenchor mit. Manchmal übt sie ihre Lieder auch zu Hause. Hanna hört andächtig zu. Sie kann die Worte nicht verstehen, aber es klingt so schön, wenn die Mutter singt. Ein Wort singt die Mutter immer wieder. Es kommt in vielen Liedern vor. Es heißt HALLELUJA. „Was heißt: HALLELUJA?" fragt Hanna. „Es heißt: Lieber Gott, ich liebe dich und lobe dich und ehre dich", sagt die Mutter. „Deshalb kommt es so oft vor!" „Wissen denn auch die Leute, die euch zuhören, was es heißt?" fragt Hanna. „Natürlich, zumindest viele", sagt die Mutter. „Das wissen nicht nur die Leute in unserem Land. Das wissen auch die Leute, die in Frankreich und England und Italien und Spanien und Russland und Amerika und in vielen anderen Ländern leben. Sie singen und sprechen es. Wenn sie den lieben Gott loben und ehren wollen." „Halleluja", sagt Hanna. „Halleluja", singt sie. „Ein schönes Wort", meint sie.

Ein paar Tage später kommt Besuch aus Amerika. Hanna und Vater und Mutter fahren auf den Flughafen, um Tante Milly und Onkel Jeff abzuholen. Sie müssen lange warten. Das Flugzeug hat sich verspätet. Hanna hat viel Zeit, um sich umzuschauen. Was für ein Trubel! So viele Leute gehen in der Halle hin und her, steigen Treppen hinauf und hinunter, warten an den Schaltern, sitzen und stehen herum. Hanna schaut die Leute an. Manche sehen merkwürdig aus. Sie haben braune Gesichter oder schiefe Augen oder ganz krauses Haar. Manche Leute haben komische Kleider an und seltsame Mützen und Hüte auf. Hanna hört ihnen zu. Aber viele von ihnen sprechen so, dass Hanna sie nicht verstehen kann. Sie sprechen fremde Sprachen. Aber HALLELUJA verstehen sie, denkt Hanna. Sie schaut eine junge Frau an, die langes schwarzes Haar und eine braune Haut hat. „Halleluja", sagt Hanna erwartungsvoll zu ihr. Die junge Frau lächelt ihr zu und antwortet: „Halleluja." Da freut sich Hanna und geht weiter. Zwei Männer sitzen auf einer Bank und reden miteinander in einer fremden Sprache. Die Männer haben krauses Haar und Schnurrbärte und weiße Anzüge. „Halleluja!" sagt Hanna laut. Die beiden Männer hören auf zu reden. Sie lachen. Sie nicken Hanna zu und sagen: „Halleluja!" Hanna strahlt. Sie denkt: Wenn ich HALLELUJA sage, verstehen sie mich. Es ist wie ein Zauberwort. „Halleluja, Halleluja!" ruft sie allen zu. Sie läuft durch die Halle und jubelt: „Halleluja, Halleluja!" „Pst, Hanna -", mahnt die Mutter. Aber die Leute freuen sich. Viele drehen sich nach Hanna um, lächeln und nicken und winken ihr zu, und manche rufen „Halleluja!" zurück. Ein dicker Mann fängt sogar an zu singen. Er singt auch so wie die Mutter im Kirchenchor. Er singt dreimal Halleluja", dann fängt er an zu lachen und schenkt Hanna ein Stück Schokolade. Hanna staunt. Wie freundlich die Leute von diesem Wort werden! Später, als Tante Milly und Onkel Jeff schon angekommen sind und mit Vater und Mutter und Hanna durch die Halle zum Ausgang gehen, winkt eine Frau und ruft: „Halleluja!" „Sie meint sicher dich", sagt der Vater zu Hanna. „Halleluja!" ruft ihr Hanna zu und winkt zurück. Tante Milly und Onkel Jeff wundern sich. „Ist das ein Gruß?" fragen sie. „Es ist Hannas Gruß", erklärt die Mutter. „Wirklich ein schöner Gruß, viel schöner als GUTEN TAG oder AUF WIEDERSEHEN. Versuch doch mal, Hanna, ob du den Menschen deinen neuen Gruß angewöhnen kannst." „Ja", sagt Hanna ernst, „ich will's versuchen."

 

Eine schöne Geschichte. Eine, die davon erzählt, wie Worte aber auch die Musik und der Gesang verbinden können. Und was passiert kann, wenn wir Gott aus vollem Herzen loben und preisen wie die kleine Hanna. Und vielleicht würde es wirklich was nutzen, wenn wir uns öfter ein Halleluja oder ein Lied zurufen oder zu singen würden. Meist sind wir schon froh, wenn wir überhaupt gegrüßt werden, aber ein freundliches Lied oder ein Halleluja könnten noch mehr bewirken.

Vielleicht eine Aufgabe zum Ausprobieren. Andere mit einem Halleluja oder einem Lied zu grüßen. Oder einfach für sich ein  Lied auf den Lippen zu haben. Singen ist eben gesund! Singet dem Herrn ein neues Lied. Halleluja.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, regiere in unseren Herzen, bringe unsere Lippen und Zungen zum Singen Christi zum Lob und Dank. Amen!

 

EMail: Pfarrer Muthmann
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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