Predigt am 5. Sonntag nach Trinitatis, 11. Juli 2004, 1. Korinther 1, 18 - 25

Liebe Gemeinde!
Haben sie in ihrem Leben schon mal eine Dummheit begangen? Ja, so eine richtige falsche Entscheidung getroffen zu haben, über die sie sich noch Tage Wochen oder gar Jahre geärgert haben. Denken sie mal nach…….
So als Kind mal eine Scheibe eingeworfen, die Eltern beschimpft, in der Schule den Unterricht geschwänzt, am Ende der Ausbildung die Brocken hingeworfen, einen Verkehrsunfall verursacht…..
Das sind so Sachen die mir einfallen. Bei ihnen mögen es ganz andere Dinge sein, die sie aber jetzt ruhig für sich behalten können. Denn manchmal ist es einem ganz schön peinlich darüber zu reden. Als ob der andere gleich sagt: :“ Wie kann man nur so blöd sein…….?
Auch Gott wird manchmal vorgeworfen, dumm zu sein. Die Christen in Athen und Paulus können uns darüber eine ganze Menge berichten.
18 Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die Rettung vollbracht ist, muß denen, die verlorengehen, als barer Unsinn erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren darin Gottes Kraft.
19 Gott hat doch gesagt: »Ich will die Weisheit der Weisen zunichte machen und die Klugheit der Klugen verwerfen.«
20 Wo bleiben da die Weisen? Wo die Kenner der Heiligen Schriften ? Wo die gewandten Diskussionsredner dieser Welt ? Was für diese Welt als größter Tiefsinn gilt, das hat Gott als reinen Unsinn erwiesen.
21 Denn obwohl die Weisheit Gottes sich in der ganzen Schöpfung zeigt, haben die Menschen mit ihrer Weisheit Gott nicht erkannt. Darum beschloß er, durch die Botschaft vom Kreuzestod, die der menschlichen Weisheit als Torheit erscheint, alle zu retten, die diese Botschaft annehmen.
22 Die Juden fordern von Gott sichtbare Machterweise; die Griechen suchen in allen Dingen einen Sinn, den die Vernunft begreift.
23 Wir aber verkünden den gekreuzigten Christus als den von Gott versprochenen Retter. Für Juden ist das eine Gotteslästerung, für die anderen barer Unsinn.
24 Aber alle, die von Gott berufen sind, Juden wie Griechen, erfahren in dem gekreuzigten Christus Gottes Kraft und erkennen in ihm Gottes Weisheit.
25 Gott erscheint töricht - und ist doch weiser als Menschenweisheit. Gott erscheint schwach - und ist doch stärker als Menschenkraft.
 
Liebe Gemeinde!
Begeht Gott Dummheiten….? Ist Gott dumm…. ? Der Eindruck drängt sich manchmal auf. Denn immer wieder erzählen die Geschichten der Bibel davon, dass Gott wider besseren Wissens handelt. Dass er immer wieder Gnade vor Recht, Liebe vor Zorn walten lässt. Schon ganz am Anfang, die erste Dummheit. Gott schenkt Adam und Eva eine neue Chance, trotz ihres Vertrauensbruch. Und weiter: Kain erhält nicht die gerechte Strafe, obwohl er seinen Bruder Abel umgebracht hat. Selbst bei der Sintflut, die ob der Bosheit der Menschen gekommen, lässt er den Menschen noch ein Hintertürchen offen. Und der Turmbau zu Babel. Alles nur ein Zeichen der Inkonsequenz Gottes uns Menschen gegenüber. Lauter Dummheiten begeht dieser Gott.
Und die größte Dummheit ist das Leben seines Sohnes Jesus. Der in einem Stall zu Bethlehem als Gottes Sohn zur Welt kommt. In Armut, bedrängt, von Anfang an vom Tode verfolgt.
Und schließlich der Tod seines Sohnes am Kreuz. An diesem Schandpfahl. Verbrecher und Feinden des römischen Reiches vorbehalten. Aufgerichtete Erniedrigung. Wehrlos an zwei Stücke Holz gebunden. Weithin sichtbar für alle Leute. So stirbt ein Verbrecher, vielleicht auch noch ein tragischer Held, aber so stirbt kein Retter der Welt. Also, das Kreuz barer Unsinn, was Gott da gemacht hat. Unser Gott, ein Gott der lauter Dummheiten und unsinnige Handlungen begeht. Nicht nachvollziehbar und doch hat er es getan.
Wie wirkt ein solcher Botschafter in einer Welt, die angeblich von der Vernunft regiert wird. In der es Mode ist, immer mehr an die Machbarkeit aller Dinge zu glauben. Wo die Fähigkeiten des Menschen scheinbar unbegrenzt zu sein scheinen. In der aber auch Menschen, deren Fähigkeit eben begrenzt sind, zunehmend auf der Strecke bleiben. In der die wärmende Liebe  durch die Kälte des Machbaren und Profites ersetzt wird.
In einer solchen Welt muss die Botschaft vom Kreuz als barer Unsinn erscheinen. Die Looser dieser Zeit haben ausgedient. Wer ohne Job ist, ist selber schuld. Wer mit seinem Geld nicht auskommt, der hat die Armut verdient. Wer sein Leben nicht selbst gestalten kann, der hat eben einfach Pech gehabt. Die Looser haben keine zweite Chance verdient. Hartz IV kommt gerade recht. Die Einschnitte ins soziale Netz müssen sein. 10.000 Stellen müssen bei Daimler-Chrysler eingespart werden. Trotz Riesenüberschuss, man muss ja wettbewerbsfähig bleiben. Was sind schon 700 €uro im Monat weniger…. Und wenn ihr nicht mehr arbeitet, dann wandert der Betrieb eben nach Ungarn ab. Die können auch Handys herstellen, nur eben billiger…. Wer die Nachrichten dieser Tag liest und hört, der weiß, dass nur der Starke sich durchsetzt, das zunehmend soziale Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt. Das einige wenige immer mehr Geld und Reichtümer ansammeln, während die breite Masse der Menschen leer ausgeht.
Es kann nicht sein, dass wir die Dummheiten der vergangenen Jahre fortsetzen und auf Kosten unserer Kinder leben. Es ist nötig, was zu tun. Aber es sollte gerecht zu gehen. Jeder hat seinen Anteil zu tragen. Ob er nur 1.000 €uro verdient, oder ein Spitzenverdiener ist.
Die Botschaft vom Kreuz – eine Botschaft wirklich, die barer Unsinn ist?? Paulus und die Korinther sind da ganz anderer Meinung. Eine Botschaft, die ihnen Kraft gibt, die Hoffung macht. Denen, die eigentlich verloren sind. Die Frage, die hinter dem Kreuz steht, oder mit dem Kreuz in diese Welt kommt ist: Warum nimmt sich Gott immer der Menschen an. Warum lässt er sich nicht aus seiner Liebe und Gnade herausfallen. Warum gibt dieser Gott uns immer wieder eine neue Chance? Warum wendet er sich gerade den Loosern dieser Welt zu, die die im Dunkeln, stehen? Warum ist er nicht auf Seiten der Mächtigen und Reichen? Sieht aber gleichsam deren Treiben oft ohnmächtig zu……
Fragen über Fragen, deren Antwort wir nur durch Gottes handeln in Christus beantworten können. Der den Verlorenen wieder ins Leben zurückholte, der den Tod überwand und das Leben neu schenkte. Eine törichte Botschaft – Eine Botschaft für Dumme und Looser – aber nur auf den ersten Blick.
In Wahrheit die einzige Botschaft aus der dieser Welt Hoffnung kommen kann. Gott liebt die Gescheiterten. Gott ist auf ihrer Seite. Andere Religionen kennen nicht den gescheiterten Gott, oder den gescheiterten Religionsgründer: Mose starb alt und Lebenssatt. Genauso Buddha, am Ende seine Lebens. Mohammed starb alt, reich, mächtig und glücklich in den Armen seiner Lieblingsfrau. Jesus starb am Kreuz und auch die ersten seiner Nachfolger von Petrus bis Paulus erlitten zumeist einen gewaltsamen Tod.
In Wahrheit ist die Botschaft vom Kreuz die einzige Botschaft aus der Hoffnung für diese Welt kommen kann. Denn es gibt keine Möglichkeit, das Kreuz zu erklären als allein aus Liebe. Aus einer Liebe, die menschliches Begreifen übersteigt. Die nicht nachvollziehbar ist. Wir sagen ja auch, Liebende begehen Dummheiten, sind blind vor Liebe. Vielleicht treffen diese Bilder auch auf Gott zu. In seiner Liebe zu uns begeht dieser Gott so manche Dummheit, nach unseren menschlichen Maßstäben. In seiner Liebe zu uns ist dieser Gott bereit, bis an die Grenze des Erträglichen zu gehen. Bis an Kreuz.
Liebe macht blind. Aber nicht Gott. Er sieht genau hin. Nicht die Erfolgreichen und Glücklichen stehen oben auf Gottes Einladungsliste. Sondern die Verlorenen. Die Gescheiterten. Die Traurigen. Nicht weil Gott die Erfolgreichen und Glücklichen nicht auch liebt. Sondern weil die Verlorenen seine Liebe mehr brauchen.
Die Botschaft vom Kreuz ist kein blanker Unsinn. Die Botschaft vom Kreuz ist die Vernünftigste Botschaft, die unsere Welt gebrauchen kann. Denn sie lenkt unseren Blick auch auf die, die im Dunkeln leben. Die nach Gerechtigkeit und Liebe hungern, die nach unseren Maßstäben verloren sind, nach Gottes Maßstäben aber die ersten Adressaten seiner Botschaft sind.
Die Botschaft vom Kreuz ist die vernünftigste Botschaft, die es für die Welt geben kann. Wer dieser Botschaft vertraut, der weiß, dass keine weiteren Kreuze mehr aufgerichtet werden dürften. Das das Leben und nicht der Tod das Ziel Gottes für diese Welt ist.
Wie sagt Paulus in seinen Worten zuletzt: Gott erscheint töricht - und ist doch weiser als Menschenweisheit. Gott erscheint schwach - und ist doch stärker als Menschenkraft.
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in dem gekreuzigten Christus Jesus, in dem die Liebe und das Leben Gottes in unsere Welt kam und kommt. Amen
EMail: Pfarrer Muthmann
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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