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Gnade sei mit Euch
von dem, der da ist und der da war und der da kommt, der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist!
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Predigttext
-Verse aus der Liturgie der Trauerfeier
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Keiner lebt für
sich selber, und keiner stirbt für sich selber.
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Leben wir, so
leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
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Darum: ob wir
leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
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Denn dazu ist
Christus gestorben und wieder lebendig geworden,
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dass er über Tote
und Lebende Herr sei. (Römer 14,7 -9)
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Liebe Gemeinde!
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Ich möchte sie
einladen, mit mir über diese Verse aus dem Römerbrief nachzudenken. Wir
alle werden sie wohl kennen. Sie sind Teil der Liturgie bei Trauerfeiern.
Ich habe diese Verse oft bei Trauerfeiern zumeist am Anfang, manchmal auch
in modernerer Übersetzung gesprochen. Worte, die eine klare Grenzsetzung
sind: Das Sterben gehört zum Leben und ohne Sterben ist kein Leben.
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Wir alle wissen das.
Und doch verdrängen wir das Sterben und den Tod soweit wie möglich nach
hinten. Beides soll nicht zu uns gehören. Beides macht uns Angst.
Besonders in den jüngeren Jahren. Beides erinnert uns an unsere
Vergänglichkeit. Beides setzt uns Grenzen, die wir doch so gerne
grenzenlos wären. Doch immer wieder das Sterben und der Tod. Beides funkt
uns dazwischen. Halt! Stop! so geht das das nicht. Hier geht es nicht nur
um das Sterben. Hier geht es auch um das Leben. Es heißt ja zuerst:
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Unser keiner lebt
sich selber:
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Wer wollte nicht für
sich leben. Wer wollte nicht sein Leben selbst bestimmen, wer wollte nicht
sein eigener Herr sein. Im Stil der heutigen Zeit müssten diese Verse
eigentlich so lauten: Jeder lebt für sich selber! Wer nicht lebt, der lebt
verkehrt! Das ist das Ziel für viele Menschen heute. Über sich selbst
bestimmen können, vom Anfang bis zum Ende, sich nicht reinreden lassen.
Ich will so bleiben, wie ich bin. Eben, ich lebe für mich und nicht für
andere. Ich lese Ihnen ein Gedicht von Peter Sobiech vor, auf das ich
Laufe der Predigt zurückkommen werde.
- Jeder lebt für sich.
- Das ist genug.
- Jeder lebt für sich.
- Das ist klug.
- Jeder ist sein eigener Herr.
- Das ist nicht schwer.
- Jeder ist sein eigener Herr.
- Das bringt ihm mehr.
- Christus braucht er nicht.
- Es reicht der Blick ins eigene Gesicht.
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- (F. Sobiech)
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Jeder lebt für sich.
Das ist der Satz der heute zählt. Der hoch im Kurs steht. Wozu brauch ich
die anderen. Ich zuerst, dann lange gar nichts und dann irgendwann der
Rest der Welt. Das reicht doch, das ist genug.
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Jeder lebt für sich.
Ich wäre doch dumm, wenn ich an die anderen denke. Keiner denkt doch an
mich. Also lebe ich erst mal für mich. Nur das ist klug…
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Jeder ist sein
eigener Herr. Ich bin wie ich will. Ich lass mir doch nicht von anderen in
mein Leben hereinreden. Ich lebe mein Leben und bestimme, was mit mir
geschieht. Den Worten anderer Beachtung schenken, gar auf sie zu hören,
nein, das kommt mir nicht in den Sinn. Ich bin ich, das bringt mir viel
mehr.
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Wozu an Gott und
Christus glauben, wenn sie mir sowieso nicht helfen. Die brauche ich nicht
mehr. Ich bin für mich da. Im Spiegel, da sehe ich, wer mein Leben
bestimmt.
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Jeder lebt für sich
selber – Keiner lebt sich selbst…. Worte wie Feuer und Wasser. Worte, die
einander ausschließen.
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In der Gemeinschaft
leben, auf andere Rücksicht nehmen, merken, nicht der Dreh- und Angelpunkt
der Welt zu sein. Das widerspricht diesem Lebensziel. Keiner lebt für sich
selber. In Partnerschaften ein wichtiger Satz. Lebt einer für sich selber,
kommt es zum Bruch, zur Scheidung. Man kann keine zwei Leben leben.
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Keiner lebt sich
selber. Wir leben in Gemeinschaften. Als Partner, als Familie, in der
Gemeinde und unseren Vereinen. Lebt einer für sich alleine, geht
mindestens ein Teil davon kaputt. Lebt einer für sich selber, geht er
selbst daran zu Grunde. Wer in Einsamkeit lebt, lebt schon in Sichtweite
des Todes, zumindest des gesellschaftlichen. Wir leben eben nicht für uns
alleine, und die Herren über unser Leben sind wir schon gar nicht.
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Keiner lebte für sich
selber. Auch eine Aufforderung, Menschen nicht in der Einsamkeit zu
lassen. Sie für sich alleine leben lassen, wenn sie doch die Gemeinschaft
suchen. Nichts ist schlimmer, als im Alter alleine zu sein, nichts ist
schlimmer in jungen Jahren in schwierigen Lebenssituationen alleine
dazustehen.
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Keiner soll für sich
alleine leben. Keiner soll aber auch für sich selber sterben.
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Angesichts unserer
heutigen Lebensumstände ein merkwürdiger Satz. Sterben und der Tod finden
heute eher am Rande der Öffentlichkeit ab. Meist in den Krankenhäusern.
Manchmal abgeschoben in dunkle Kammern. Selten zu Hause. Gestorben wird
oft in der Einsamkeit. Alleine, ohne Begleitung.
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Das Sterben und der
Tod werden immer noch zunehmend aus unserem Leben verdrängt. Viele
Angehörige sind froh, dass ihre Verwandten in den Krankenhäusern sterben.
Viele sind froh, wenn die Verstorbenen möglichst schnell von Hause
abgeholt werden. Man hat den Tod nicht gern in der Nähe. Der Tod darf
nicht zu ihrem Leben gehören. Lieber für sich selber sterben.
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Stirbt wirklich
keiner für sich selber?
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Gut, dass es langsam
Gegenbewegung dagegen gibt Es wird wieder zu Hause gestorben. Da wird der
Satz keiner stirbt für sich selber wirklich wahr wird. Zuhause und auch in
den Krankenhäusern. Wo die Angehörigen Tag und Nacht ihre im Sterben
liegenden Liebsten begleiten. Manchmal bis zur totalen Erschöpfung.
Manchmal bis an die Grenze des Denkbaren und Ertragbaren. Gerade wenn das
Sterben selbst zur Qual wird. Aber fast immer mit Gewinn. Eben: Keiner
stirbt sich selber. Der Tod verliert dann viel von seinen Schrecken.
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Der nächste Satz des
Predigttext lenkt unsere Aufmerksamkeit weg von uns Menschen hin auf Gott:
Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Darum: ob wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
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Ein anderer Herr –
jeder ist sein eigener Herr.
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Es ist nicht modern
zu sagen, jemand anderes hat unser Leben in der Hand.
Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, das will heute jeder. Die
Abhängigkeiten, in die wir längs geraten sind, werden nicht mehr
wahrgenommen. Abhängigkeiten von unseren Medien, von Werbung, von vielen
anderen Dingen. Wir sind doch längs nicht mehr unsere eigenen Herren.
Andere haben die Macht über uns übernommen. Jeder ist sein eigener Herr –
nur eine Illusion
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Leben wir, so leben
wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Ob wir leben
oder sterben, so sind wir des Herrn. Die Botschaft dieser Sätze ist
einfach und kann doch unendlich tröstlich sein. Leben ist geschenkt, Leben
ist nie umsonst, Leben steht unter dem Schutz des Höchsten. Er ist es, der
ja zu uns gesagt hat bei unserer Zeugung. Er ist es, der uns auf unseren
Wegen begleitet. Den Guten wie den Schlechten. Es ist ja nicht so, als ob
wir auf Gedeih und Verderb unserm Gott gehorchen müssen. Es ist ja nicht
so, dass er uns mit eiserner Hand festhält und wir nur unter der Aufsicht
seiner Gebote leben dürfen. Es ist so, er begleitet uns und schenkt uns
seine Liebe. Bei allem, was wir tun, sind wir in seiner Hand geborgen.
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Und eben nicht nur im
Leben, sondern auch im Sterben und im Tod gehören wir zu ihm. Dieser Gott,
der einmal zu uns ja gesagt hat, - sagt nicht irgendwann wieder nein. Das
ist unser Gott. Die beiden Sätze zu Anfang bekommen nun noch eine ganz
andere Wendung. Es kann wirklich keiner für sich selber leben. Immer ist
Gott, der zu uns wie eine Mutter und ein Vater ist, bei uns. Unser ganzes
Leben lang, so fern wir auch von Gott sein mögen. Er ist uns immer nahe.
Selbst im Sterben, gerade im Sterben lässt er uns nicht alleine. Er ist
selbst dann noch da, wenn alle anderen verschwunden sind. Die sogenannten
Herren dieser Welt.
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Von diesen Worten
geht eine Kraft aus. Eine Kraft, die einen Menschen Halt geben kann, wo
jeder anderer Halt schon längst verloren ist. Ich kenne Menschen, gerade
diese Worte des Paulus haben den nötigen Halt gegeben haben, mit ihrer
lebensbedrohenden Krankheit zu leben. Gerade als sie fast am Sterben
waren. Die Gewissheit, in Gottes Hand geborgen zu sein, ließ sie das
Kommende mit Gleichmut, aber auch Hoffnung ertragen. In solchen
Erlebnissen und Erzählungen spüren wir am ehesten die Kraft dieser Worte.
Es sind nicht die Worte selbst. Es ist der Herr über Leben und Tod, der
diese Kraft schenkt: Unser Herr Jesus Christus.
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Die Kraft seiner
Auferstehung von den Toten. Die Kraft, dass das Leben unter Gottes Schutz
letztlich stärker ist als der Tod.
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In diesen Worten
liegt die Hoffnung verborgen, dass der Tod nicht unser Ende ist, sondern
wir das ewige Leben geschenkt bekommen durch die Auferstehung Jesu
Christi. Am Kreuz Jesu Christi drohten alle Hoffnungen zu zerbrechen. Die
Hoffnung auf das Leben, die Hoffnung auf die Treue unseres Gottes. Doch
unser Gott erweckte Jesus Christus von den Toten, machte ihn lebendig und
schenkte ihm und uns das Leben, das stärker ist als der Tod. Machte Jesus
Christus zum Herrn über Leben und Tod. In ihm bekommen Trost und Hoffnung
geschenkt. Nur er kann uns die Gewissheit geben: Euer Leben ist in guten
Händen. In den Händen meines Vaters. Hände, die euch niemals loslassen.
Denn, so wie sie mich getragen haben, so werden sie Euch tragen. Im Leben,
im Sterben, im Tod und darüber hinaus. Deshalb erzähle ich ihnen diese
Botschaft von der Auferstehung immer wieder bei den Trauerfeiern. Ich
glaube, wir müssen diese Worte und öfter zu sagen. Und eben nicht nur bei
den Trauerfeiern. Sie gehören dahin. Ja, aber nicht nur dort. Denn es sind
Worte des Lebens. Worte der Geborgenheit und des Schutzes. Wir sollten uns
diese Worte des Paulus öfter zusprechen. Sie gehören zu unserem Leben. In
jede Situation. Denn sie sprechen von Gottes Nähe und seiner Liebe zu uns.
Sie sprechen davon, dass der Tod nicht unser Ende ist, dass ein Danach
gibt, unter Gottes Schutz, ein Leben nach dem Tod, und auch ein
Wiedersehen mit den Menschen, die von uns gegangen sind.
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Diese Verse sprechen
auch von Ostern. Vom Sieg des Lebens über den Tod. Denn wie es im Text
heißt: Dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig, dass er Herr über
Lebende und Tote sei.
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Und der Friede
Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft und unsere Gedanken,
schenke unseren Herzen die Gewissheit, dass uns in Jesus Christus das
Leben geschenkt ist. Amen
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Predigt auf Basis der
Predigt vom Ewigkeitssonntag 21.11.1999
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Und der Friede Gottes
der höher….