Predigt am 25. Januar 2004, Römer 1, 16 -17

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Gemeinde! Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom im ersten Kapitel in den Versen 16 und 17 folgende Zeilen:

Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. 17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

Starke Worte! Worte, die richtig knistern vor Spannung und Kraft. Sie glauben es nicht. Ich lese sie noch einmal (mit der entsprechenden Betonung)

Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. 17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben

Starke Worte! Worte, die Not tun in der heutigen Zeit. Kein Wischi-Waschi, sondern eine glasklare Ansage, kein Rumdrucksen und lamentieren, sondern selbstbewusst und standfest, direkt und unumstößlich tritt Paulus hier auf. Mit Kraft, mit Power (neudeutsch).

Worte, in denen viel Herzblut liegt. Emotional, aus tiefster Seele. Einfach, verständlich und vor allem echt…..

Ich mag diese Worte. Wenn ich sie mir sage, spüre ich richtig die Kraft, die von ihnen ausgeht. Es nicht die Kraft eines literarischen Kniffs, kein rhetorisches Highlight. Es ist die Kraft des einfachen Bekenntnis, was Paulus hier der römischen Gemeinde gibt. Ein Bekenntnis ohne wenn und aber. Ein eindeutiges Bekenntnis, wie es die heutige Zeit von uns braucht.

Denn das einzige Bekenntnis, das heute was zählt, ist das Bekenntnis zum Zeitgeist. Ein unruhiger Geist. Der keine festen Standpunkt hat. Der flüchtig ist wie Nebel in der Morgensonne. Der wechselt wie getragene Kleider, die nach einiger Zeit stinken oder einfach nicht mehr in sind. Ein Geist, der sich Modeerscheinungen unterwirft. Demütig und ihnen hörig. Von diesem Geist sind viele beseelt. Wer nicht mitmacht, gilt als rückständig, unflexibel, sogar als dumm. Das Bekenntnis zum Zeitgeist ist schlimmer als der Unglaube. Die Leugnung, das es Gott gibt.

Glaube wird nicht mehr bekannt. Er wir schamhaft verschwiegen. Hinter einer Mauer des Schweigens oder gar der Lüge wird er versteckt. Der Mantel des Zeitgeistes wird über ihn geworfen. Der Glaube, der sich nicht zeigen will, weil er Angst hat, verspottet zu werden. Wozu Spott und Hohn ernten, wenn es sich angepasst leichter leben lässt. Glauben sie nicht, das sei auf einzelne Generationen beschränkt, auf bestimmte Typen. Der schamhaft verschwiegene Gottesglaube findet sich überall unter dem Mantel des Bekenntnis zum Zeitgeist…..

Unter Jugendlichen gilt es als cool, nicht an Gott zu glauben. Die meisten der Konfirmanden kommen nur wegen der Geschenke zum Unterricht….. sagen sie. An Gott glauben, uncool. Ich glaube an den MSV, an Schalke und BVB, an Dirkules. Ich glaube Eminem, an Reamon, Fanta Four. Ich glaube an mein Handy, das ist cool. Dafür schämen sie sich nicht.. Schämen hat mit Schwäche zu tun. Und stark sein will doch jeder…… Ich glaube an Gott, wie uncool……Doch hinten in ihren Köpfen nagt der versteckte Glaube an ihrer aufgesetzten Coolness….

Unter Erwachsenen meines Alters (ich bin 43 Jahre alt) gilt es als Lachnummer zu sagen: Ich schäme mich des Evangeliums nicht….. Meine Freunde sagen mir das. Glaubst du wirklich noch daran? Ich glaube an die Macht des Geldes, an die Mutter aller Schnäppchen, an Geiz ist geil. Ich glaube an das, was ich in den Händen habe. Ich glaube an mich selbst. Ich glaube an meine eigene Stärke, und wer das nicht kann, der ist eben ein Looser. Wozu Gott, wozu Evangelium, die Gute Botschaft habe ich jeden Monat auf meinem Konto….. Aus der Kirche trete ich aus, da bleibt mehr für mich übrig. Die Kirche kann sich ja um die Verlierer kümmern. Dafür ist sie da…. Ich schäme mich nicht, dass ich so bin und denke….  Doch hinten in ihren Köpfen erzeugt der versteckte Glaube manchen Zweifel an ihrem Leben. Und wird mit der Mauer des Zeitgeistes eingegrenzt.

Unter Älteren machen sich Zweifel breit. Sie wissen noch, was es heißt sich zu schämen. Wie verletzend es ist, sich zu schämen. Manch einer redet lieber nicht darüber. Nicht über Gott, und nicht über die eigenen Wünsche. Manche wissen auch nicht, woran sie glauben sollen. Dafür haben sie zu viel erlebt. In ihrem Leben. Ich schäme mich lieber im stillen Kämmerlein, wo mich keiner sieht. Wenn der Glaube an die Oberfläche kommt, merken sie vielleicht, dass sie viele Jahre ihres Lebens einfach ohne nachzudenken auf dem Altar der Pflichterfüllung und der Oberflächlichkeit geopfert haben.

Viele schämen sich ihres Glaubens an Gott, gleich wie groß oder klein er ist. Sie schämen sich. Und das in einer Zeit, wo die Hüllen fallen, in der Nachmittag in diversen Talk-Shows über Liebe und Sex, über Untreue und Swinger-Dasein locker getalkt wird. Glaube, Evangelium, Gott, nee darüber reden ist langweilig…

Die Glaubens - Scham macht sich breit, langsam schleichend zunehmend. Das letzte Tabu unserer Zeit: Unser Glaube, unser Gott, Jesus Christus. Geliebt zu werden, ohne dafür Leistung zu bringen. Nur so. Die Botschaft zu hören, dass Gott sich nicht schämt, für uns da zu sein, uns zu lieben, wie wir sind, ohne wenn und aber…. Ich schäme mich nicht, dass ich euch ins Leben gerufen habe, ich schäme mich nicht, dass ich immer noch zu euch halte, trotz all der Schandtaten, die ihr auf dem Gewissen haben. Auch wenn ihr ein Verlustgeschäft seid, wenn euch die Finanzbosse dieser Welt längst abgeschrieben hätten: Ich schäme mich nicht für euch, darum braucht ihr euch nicht für mich zu schämen.

Der Hauptmann von Kapernaum, der wusste das, als er Jesus bat seinen Knecht zu heilen. ER schämte sich nicht, Jesus zu fragen, und dieser schämte sich nicht ihm zu helfen. Er ist ein Beispiel, wie sich das Evangelium als Kraft Gottes in unserer Welt zeigt. Paulus selbst ist es auch. Und nicht nur die großen Bekenner der Weltgeschichte sind solche Beispiele. Menschen, die für andere da sind, weil sie spüren, dass Gott für sie da ist. Die gibt es überall, neben uns, manchmal etwas versteckt, sogar etwas verschämt, ohne Grund. Aber nur, weil sie Lob für sich nicht wollen und alles mit der Kraft Gottes, dem Evangelium begründen, die sie dazu befähigt.

Der Glaube, er ist ein Thema in unserer Zeit. Unsere Welt braucht den Glauben an Gott, an Jesus Christus. Den Glauben, das er heil macht, was verletzt ist, das er zusammenfügt, was zerrissen ist. In der Allianzgebetswoche, die letzte Woche endete, mache ich immer wieder eine erstaunliche Entdeckung. Die Menschen, die da zusammenkommen, glauben an diese Kraft Gottes, sie glauben an die Kraft der Gebete. Wenn diese uns auch mal immer gleich  vorkommen. Bei Besuchen spüre ich diese Kraft Gottes. Gerade in Trauerfällen. Wieviel Kraft von einem Gebet ausgeht, weil in ihm das Evangelium mitschwingt. Das Evangelium hat Kraft, viel mehr als wir denken. Dem Evangelium sollten wir mehr zutrauen und mehr von ihm reden. Es in unserem Leben Gestalt bekommen lassen.

Wer dem Evangelium vertraut, der hat keinen Grund, sich zu schämen. Für den sollte schämen eigentlich kein Thema mehr sein. Auf Gott vertrauen hilft. Der Behinderte wird sicherlich nur selten gesund, doch allein mit dem Grund seiner Scham sich unter Menschen wagen, kann der Glaube bewirken. Kranke werden nicht gesund, doch können sie im Vertrauen auf die Kraft des Evangeliums mit ihrer Situation umgehen. Wissen sich in jeder Situation von Gott geborgen. Arme werden nicht reich. Doch sie bekommen Mut und Hoffnung, Kraft und Geduld, um ihre Lage zu ändern. Aus eigener und manchmal aus fremder Kraft.

Zerbrochene Partnerschaften werden nicht heil, doch die Menschen in ihr bleiben heil. Schlechte Zeugnisse in den kommenden Wochen werden nicht besser. Aber Eltern, die aus dem Glauben an das Evangelium leben, zeigen ihren Kinder, dass Liebe stärker ist als schlechte Noten.

Noch ein Wort: Wer aus der Kraft des Evangeliums lebt, der ist gerecht. Der will diese Gerechtigkeit in seinem Leben umsetzen. Für den gibt es keine Looser, Verlierer mehr. Der macht keinen mehr fertig, der qualifiziert keinen ab, der es nicht bringt, der weiß, das Freundschaft und Nachsicht, Vertrauen und Zutrauen den Schwachen Selbstwert schenken. Der weiß, dass aus diesem Verhalten mehr Kraft kommt, als aus allem Niedermachen und Abkanzeln. Der weiß, das allein dieses Verhalten Leben bringt.

Liebe Gemeinde!

Meine Predigt war sicherlich sehr assoziativ. Gespickt mit eigenen Eindrücken und Erfahrungen. Aber so ist es eben mit der Kraft des Evangeliums. Ich kann sie nicht erklären, aber ich kann erfahren. Ich kann sie nicht festhalten, aber sie immer wieder suchen und um sie bitten. Der Apostel Paulus macht mir Mut. Ihm kann ich sagen:

Starke Worte hast du mein lieber Paulus. Worte, die mir Kraft geben. Die Mut machen. Die mich ermuntern. An der Frohen Nachricht des Evangeliums festzuhalten. Erlaubtes Doping, für meinen Glauben. Frei von Nebenwirkungen. Doch mit Folgen. Für mein Leben. Das Evangelium selbst ist die Kraft Gottes. Sozusagen ein nicht versiegender Energiespender. Einer, der sogar verbrauchte Energie zurückbringen kann. Eine Art Akku oder Batterie, die immer wieder von Gott selbst aufgeladen wird. Das ich sagen kann: „Ich schäme mich nicht…!“ Ich schäme mich nicht, dass ich in die Kirche gehe. Ich schäme mich nicht, dass ich bete. Ich schäme mich nicht, dass ich an das Evangelium glaube. Dass Jesus in die Welt gekommen ist, und wir durch ihn von Gottes Liebe wissen.

Ich schäme mich nicht, dass ich an die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben glaube. Das Evangelium ist die Kraft die uns selig macht.

 Und der Friede Gottes.............

Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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