Predigt am 30.11.2003, 1. Advent, anlässlich des 50zigsten Geburtstag des Gemeindehauses Vogelsangplatz
Kanzelgruß
Liebe Geburtstags-Gemeinde,
 
Eine Wohnstube der Gemeinde – so hat Pfarrer Seidemann unser Gemeindehaus am Vogelsangplatz mal in seiner Schrift zum 40. Geburtstag des Gemeindehauses genannt. Gut 10 Jahre ist das her, dass Pfarrer Seidemann seine Erinnerungen aus 33 Jahren über unser Gemeindehaus niederschrieb. Was hat eine Wohnstube mit dem Begriff Kirche zu tun, wie er allgemein verstanden wird? Auf dem ersten Blick nicht viel, würden viele sagen. Nüchternheit, Starrheit und manchmal auch Kälte. Das verbinden wohl leider viele heute damit. Eine Wohnstube, das klingt nach Heimat, Geborgenheit, schöne Erinnerungen, erlebter Gemeinschaft. Wie passt das zusammen?
Wir haben die Gewohnheit, Jubilare zu ehren. Das wollen wir heute tun. Wir ehren das Gemeindehaus auf die ihm eigene Art. Aber wir ehren auch den Kindergarten, denn auch er wird ebenfalls 50 Jahre alt.
Viel hat sich im Gemeindehaus und im Kindergarten in diesen 50 Jahren verändert. Das Haus ist älter geworden, aber noch lange nicht in die Jahre gekommen.
Es lohnt sich nachzudenken über diese Wohnstube der Gemeinde. Ich möchte das gemeinsam mit ihnen tun mit einen Wort Jesu. Es steht im Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 2:
Jesus Christus spricht:
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen
 
Liebe Gemeinde!
Haben sie noch die Worte der Lesung im Ohr?  Den Weg zu dem Ort, an den ich gehe, den kennt ihr ja…….
Ich finde es toll, dass sich so viele heute an den Weg erinnern konnten, der zu unserem Gemeindehaus führt. Denn wenn Thomas dem Jesus antwortet: Wie sollen wir den Weg dorthin kennen? So stimmen diese Worte in gewisser Weise auch für das Gemeindehaus. Denn wer hier zum ersten mal hinkommt, der hat es nicht einfach. Manch einer hat schon ganz schön gesucht. Dafür hat aber danach den Weg häufiger gefunden.
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen! Wie viele Menschen sind in den letzten 50 Jahren hier ein und aus gegangen? Wie viele Kinder haben den Kindergarten besucht und kommen bis heute gerne wieder um mal vorbeischauen? Viele von ihnen gehören dazu, haben die Geschichte des Gemeindehauses vom 1. Advent vor 50 Jahren bis heute begleitet. Das Gebäude hat sich verändert, wie die Menschen, die es besuchen. Ein Anbau ist 1980 dazu gekommen, Räume wurden umgestaltet, und die Küsterwohnung ist heute Teil des Kindergartens.
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen! Naja, wenn wir ehrlich sind, hat das Gemeindehaus gar nicht so viele Wohnungen. Der Kindergarten könnte nach heutigen Standards mehr Räume gebrauchen. Für die gemeindlichen Gruppen ist des öfteren zu wenig Platz. Den Kirchsaal haben wir deshalb schon mit Trennwänden ausgestattet, die nur heute hier nicht stehen.
In meines Vaters Hause könnten ein paar Zimmer mehr sein!
Den Satz Jesu würde sicherlich der eine oder die andere auch so umformulieren können. Doch darum geht es nicht bei dem Wort Jesu. Jesus sagt dieses Wort seinen Jüngern und Freunden, weil er bald zu Gott zurückkehrt. Er wird seine Freunde alleine lassen. Sie sollen keine Angst haben. Er wird in Gottes Wohnung, im Himmel, den Platz für alle die zu ihm kommen wollen, bereiten. Jesus will seine Freunde mit diesem Wort trösten. Und er sagt ihnen wie sie zu ihm gehen können. Er gibt ihnen, aber uns einen Wegweiser. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, sagt er. Wer mein Wort hört und es in seinem Leben umsetzt, der ist schon Gottes Reich nahe. Der wird dort einen Platz finden.
Darum geht es kurz gesagt in den Worten Jesu.
Sicher ist unser Gemeindehaus nicht Gottes Reich auf Erden. Es gibt schönere Kirchen, es gibt praktischere Gemeindehäuser, die den Bedarf der Menschen, die es besuchen eher entsprechen.
Aber ich glaube trotzdem, dass das Gemeindehaus hier am Vogelsangplatz schon ein wenig Himmel auf Erden war, ist und sein wird.
Man sieht es dem Gemeindehaus nicht an. Diesem von außen unscheinbaren Gebäude. Selbst wenn man es als Unbeteiligter besucht, spürt man wenig von diesem Himmel auf Erden. Man spürt es, wenn man mit den Menschen zusammenkommt, die sich hier treffen, die hier arbeiten. Man spürt es, wenn man hier im Kindergarten ist, denn die Erzieherinnen geben ihren Kindern Geborgenheit und Heimat. Einen Ort zu dem die Kinder gerne hinkommen, auch Jahre später, selbst als Konfirmanden und als Erwachsene. Man spürt es, wenn man an den Gruppen hier teilnimmt. Nicht das alles rundläuft, aber viele Gruppen treffen sich schon seit Jahren. Viele Menschen haben hier auch einen Ort, an dem sie Geborgenheit und offene Ohren finden. Der Gottesdienst ist jeden Sonntag dieser Ort und auch anderen Tagen kommt man hier Gott nahe. Frauen aus dem Bastelkreis oder der Frauenhilfe können davon erzählen. Es wird gespielt und mittlerweile ab und zu auch wieder richtig gefeiert. Auch wenn manchmal die Disco unten im Jugendraum für die Anwohner etwas laut wird. Viele wollen ihr Gemeindehaus verschönern. Der Bastelkreis hat sicherlich am Meisten dazu beigesteuert. Aber auch andere Gruppen beteiligen sich daran. Die neuen Stühle sind sichtbarer Ausdruck davon. Denn viele Menschen haben zu diesem Geburtstagsgeschenk für das Gemeindehaus beigetragen. Und für die neue Küche im Kindergarten gilt wohl das Gleiche.
Man sieht es nicht in irgendwelchen spektakulären Aktionen ob hier der Himmel auf Erden ist, wie es oft an anderen Orten der Fall ist. Man sieht es an den Menschen, die hier zusammenkommen. Man sieht es auch an den vielen guten Taten, die hier schon für Menschen geschehen sind. Die Unterstützung der Kindernothilfe. Sei da besonders genannt.
Und deshalb ist auch der heutige Tag nichts Spektakuläres. Wir kommen zusammen und feiern gemeinsam. Haben Zeit füreinander. Wie es oft auch sonst hier der Fall ist. Auch das ist ein Stück Himmel auf Erden.
Wenn wir all das zusammensehen (und vieles habe ich sicherlich vergessen), dann bekommen wir eine Ahnung davon, dass unser Gemeindehaus ein Stück Himmel auf Erden sein kann. Und dieses Wort aus den Psalmen, was jahrelang im Aufgang zu sehen war, sagt genau das auch aus. Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. Die Menschen am Vogelsang haben dieses Gemeindehaus lieb gewonnen. Auch wenn wir hier und da mal was auszusetzen haben. Wir haben diesen Ort lieb gewonnen. Wir haben in diesem Haus Wohnung gefunden. Seit 50 Jahren.
Ich möchte es an dieser Stelle auch nicht verschweigen. In jetzigen Zeiten knapper finanzieller Mittel, da wird auch über Änderungen nachgedacht. Manchmal geht das Gerücht um, dass das Gemeindehaus in absehbarer Zeit geschlossen wird. Das wäre fatal. Denn dieses Haus ist eine Wohnstube der Gemeinde geworden. Dieses Wort von Pfarrer Seidemann hat heute genauso seine Berechtigung. Die Menschen hier identifizieren sich mit diesem Haus. Viel mehr als manche glauben. Es liegt ihnen am Herzen. Sie fühlen sich wohl hier. Sie begegnen hier einander und sie begegnen Gott. Es ist so ein Ort der Ehre Gottes geworden, denn alles, was hier geschieht, geschieht in seinem Namen. Und wo die Ehre Gottes wohnt, da hat Gott selber Wohnung gefunden. Da ist das Haus des Vaters. Da sind seine Wohnungen für uns.
In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen! Mögen viele Menschen heute und in Zukunft hier Geborgenheit finden. Mögen viele Menschen sich hier wohlfühlen und gerne wiederkommen. Mögen viele Menschen hier Wohnung finden. Jesus spricht diese Einladung uns jeden Tag aufs Neue aus: Kommt her zu mir…. In meines Vater Hause, auch das Gemeindehaus hier ist Haus des Vater, in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen!
Und der Friede Gottes.........


Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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