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Kanzelgruß
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Predigttext nach der
Guten Nachricht von 1997
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1 Am Abend, als der Sabbat vorbei war,
kauften Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome
wohlriechende Öle, um den Toten damit zu salben.
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2 Ganz früh am Sonntagmorgen , als die
Sonne gerade aufging, kamen sie zum Grab.
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3 Unterwegs hatten sie noch zueinander
gesagt: »Wer wird uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«
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4 Denn der Stein war sehr groß. Aber als
sie hinsahen, bemerkten sie, dass er schon weggerollt worden war.
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5 Sie gingen in die Grabkammer hinein und
sahen dort auf der rechten Seite einen jungen Mann in einem weißen Gewand
sitzen. Sie erschraken sehr.
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6 Er aber sagte zu ihnen: »Habt keine
Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist
nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Hier seht ihr die Stelle, wo
sie ihn hingelegt hatten.
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7 Und nun geht und sagt seinen Jüngern,
vor allem Petrus: 'Er geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn
sehen, genau, wie er es euch gesagt hat.'«
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8 Da verließen die Frauen die Grabkammer
und flohen. Sie zitterten vor Entsetzen und sagten niemand ein Wort. Solche
Angst hatten sie.
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Schnellen Schrittes
verließen die drei Frauen die Grabstelle. Kein Wort sprachen sie
miteinander. Sie schwiegen. Das Erlebte hatte ihnen die Sprache verschlagen.
Einige Menschen denen sie begegneten sahen sie verständnislos an. Der
Schreck war in ihren Gesichtern geschrieben. Andere schüttelten den Kopf.
Schließlich kamen sie wieder in die engen Gassen der Stadt. Die schmalen
Gänge schienen noch enger als sonst zu sein. Sie rempelten den einen oder
anderen an. „Könnt ihr nicht aufpassen, oder seid ihr etwa blind?“ riefen
ihnen einige ärgerlich hinterher. Doch sie antworteten nicht. Schließlich
waren sie so außer Atem, dass sie stehen bleiben mussten. Stumm blickten sie
sich an. Sie waren mittlerweile wieder in die Nähe des Tempels gekommen.
Hier hatten sie gestern abend noch die wohlriechenden Öle gekauft mit denen
sie Jesu einbalsamieren wollten. Maria von Magdala blickte stumm auf das
kleine Fläschchen mit dem kostbaren Salböl in ihrer Hand. „Werde ich es noch
brauchen,“ dachte sie. „Wo ist mein Liebster jetzt? Stimmt das, was der Mann
in dem weißen Gewand im Grabe gesagt hat?“ Als ob Salome ihre Gedanken lesen
konnte sagte diese: „Mir geht es wie dir. Ich bin total verwirrt. Waren wir
gerade wirklich im leeren Grab? Ich kann es einfach nicht fassen.“ Auch
Maria, die Mutter des Jakobus, die älteste der drei Frauen, fand ihre
Sprache wieder. „Ich kann mich noch erinnern als er den Bruder von Martha
von den Toten auferweckte. Als Lazarus in Tüchern gehüllt lebendig aus dem
Grab herauskam. Ist jetzt das Gleiche mit Jesus geschehen?“ Die drei Frauen
sahen sich an. Langsam wich die Angst aus ihren Gliedern. Die Kälte, die in
ihren Beinen hoch gekrochen war, machte allmählich einer wohligen Wärme
Platz. Ihre Gesichtszüge entspannten sich.
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„Wir müssen es den
anderen sagen!“ Maria Magdalena hatte sich wieder gefasst. „Das sollen wir
doch. Er ist uns nach Galiläa vorausgegangen. Und wir sollen ihm folgen. Die
anderen müssen es wissen.“ Salome blickte ihre Freundin an. „Ich weiß
nicht,“ sagte sie. „Du kennst sie doch. Sie werden uns nicht glauben. Jetzt,
wo Jesus nicht mehr ist werden sie über uns lachen. Frauengeschwätz, werden
sie sagen. Habt ihr wieder mal rumgesponnen.“ Salome zögerte. „Ich möchte
nicht ausgelacht werden. Ich bin noch traurig genug. Das muss nicht sein.“
Die alte Maria sah ihre beiden jüngeren Freundinnen an. „Wir müssen es
riskieren. Es ist zu wichtig. Ich spüre tief in mir, dass da was Großes
begonnen hat.“ Die Frauen blickten sich an. Dann gingen sie langsam und
schweigend in die Richtung des Hauses, in dem die anderen Jünger und Freunde
Jesu sich trafen.
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Die Tür war
verschlossen. Salome klopfte an. Einen Moment später machte Andreas die Tür
auf. „Da seid ihr ja. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Ihr wart lange
weg.“ Andreas blickte die drei Frauen fragend an. Er merkte, dass
irgendetwas anders war. Doch er fragte nicht. Er ging den Frauen voraus in
den Hof, in dem sich alle versammelt hatten.
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Eine unheimliche Stille
herrschte hier. Kaum, dass einer ein Wort sprach. Die Verzweiflung der
Jüngerinnen und Jünger war mit Händen zu greifen. Maria Magdalena blickte
sich um. Sie sah in die gefurchten Gesichter. Sie sah die verweinten Wangen,
Sie sah die Leere in ihren Augen. Alles schien zerbrochen mit dem Tod Jesu.
Alles, woran sie geglaubt haben und wofür sie so viele Entbehrungen auf sich
genommen hatten. Maria wusste, die beiden anderen erwarteten vorn ihr, dass
von ihrem wunderlichen Erlebnis am Grab erzählte. Doch sie schaute sich die
Gesichter aller lange an.
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Matthäus, der Zöllner.
Wie hatten ihn die Menschen gehasst. Weil er ihnen den Zoll, das Geld
abnahm. Weil er notgedrungen mit den Römern paktierte. Jesus war der erste,
der die tiefe Verzweiflung in ihm gesehen hat. Der in sein Haus kam, und mit
ihm speiste wie mit einem guten Freund. Wohin sollte er jetzt gehen? In
seinem Beruf würde er nicht zurückkehren können.
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Sie blickte auf Thomas.
Er war nicht leicht zu überzeugen. Sie konnte sich an die nächtelangen
Diskussionen erinnern, die er mit Jesus geführt hat. Ob Gott wirklich denn
sich allen Menschen zu wenden will. Über das Gesetz und warum Jesus in
friedlicher Absicht allen Menschen begegnete. Thomas zweifelte immer an
Jesus, doch er blieb bei ihm. Doch als er gefangen genommen wurde war er der
Erste der sagte: „So musste es ja kommen!“ Wie würde er reagieren, wenn sie
von ihrem Erlebnis erzählten.
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Nach und nach blickte
sie in die Gesichter der Menschen im Hof.
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Da war Andreas, folge
mir nach, du sollst ein Menschenfischer sein, hatte Jesus zu ihm gesagt. Mit
seinem Bruder Petrus hatte er die Netze aus den Händen gelegt und folgte
Jesus ohne wenn und aber nach. Er war immer eine Stütze für Jesus. Sorgte
für das Essen und kümmerte sich um das Wohl der ganzen Gruppe.
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Schließlich fiel ihr
Blick auf Petrus. Er saß zurückgezogen in einer Ecke des Hofes und blickte
stumm vor sich hin. Seit er Jesus verleugnet hatte, war er nicht mehr
ansprechbar. „Ich habe versagt,“ sagte er immer wieder, „ich, der doch der
Felsen sein sollte, auf dem sich alle stützen. Ich bin schuld am Tode Jesu.“
Alle Versuche ihn zu trösten waren gescheitert. „Lasst mich doch in Ruhe.
Ihr werdet ihn vergessen. Aber wo ich mit meiner Schuld hingehen?“
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Als Maria Petrus lange
angesehen hatte, wusste sie, dass sie es den anderen sagen musste. „Wir
waren am Grab. Wir wollten Jesus einen letzten Dienst erweisen. Seinen
Körper mit Salböl einreiben.“ Maria sprach laut. Ihre Stimme zitterte
leicht. Langsam wandten sich die anderen ihr zu. „Und, war irgendwas
besonderes. Hat er schon gestunken, oder haben sich schon ersten Räuber über
das Grab hergemacht.“ Thomas sprach mit leicht spöttischer Stimme. Maria
fühlte sich auf einmal plötzlich ganz weich in den Knien. Sie hatte Angst
zusammenzubrechen.
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Doch sie nahm alle
Kraft zusammen und sprach weiter. Ihre Stimme wurde langsam fester. „Der
Stein vor dem Grab war weggerollt.“ „Also doch die Räuber,“ rief Thomas.
„Lass sie doch weiter erzählen,“ sagten einige andere. Maria fuhr fort. „Wir
gingen in das Grab hinein. Wir suchten Jesus. Doch er war nicht da.“ Die
anderen wurden unruhig. „Das darf doch wahr sein. Erst wird er umgebracht
und jetzt auch seine Leiche gestohlen.“ Einige begannen sich zu empören.
Doch Maria sprach weiter: „Das Grab war aber nicht leer. Da, wo wir Jesus
hingelegt hatten, saß ein Mann in weißen Gewändern. Als wir ihn sahen,
bekamen wir Angst. Doch er sprach uns an und sagte zu uns: „Habt keine
Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist
nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Hier seht ihr die Stelle, wo
sie ihn hingelegt hatten.“ Unruhe machte sich unter den anderen Jüngerinnen
und Jünger breit. Sie tuschelten miteinander. Maria merkte wie aufgeladen
die Stimmung war. Würden sie ihr glauben: „Und was hat er noch erzählt?“
Thomas blickte Maria auffordernd an. Maria wusste sofort, dass er ihr nicht
glaubte. Dennoch sagte sie die anderen Worte des Mannes im weißem Gewand:
„Und nun geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch nach
Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, genau, wie er es euch gesagt
hat.“
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Maria blickte in die
erstaunten Gesichter der Menschen im Hof. Salome war an ihre Seite gekommen,
um sie zu stützen. Sie hörte, wie sie miteinander tuschelten und redeten.
Und plötzlich prustete Thomas los: „Das sollen wir glauben. Das ist doch nur
Weibergeschwätz. Da habt ihr was gesehen, was ihr euch gewünscht habt. Eine
nettes Märchen, das ihr uns da aufgetischt habt. Netter Versuch, uns
aufzuheitern, guter Witz: Jesus lebt!“ Thomas lachte weiter. Erst nur
wenige, dann immer mehr fielen in das Lachen des Thomas ein. Salome begann
zu weinen: „Ich habe es gewusst. Sie würden uns nicht glauben. Jetzt sind
wir die letzten Idioten für sie. Ich will nicht mehr hier bleiben. Ich halte
das nicht mehr aus.“ Maria war erstarrt. Sie glaubten ihr nicht. Diese
Augenmenschen. Sie glaubten nur, was sie sahen. Sie schenkten ihr kein
Vertrauen. „Was seid ihr nur für eingebildete Typen,“ schrie sie die anderen
an, „habt ihr alles vergessen, wovon Jesus erzählt hat. Das wir füreinander
da sein sollen, wie er für uns da war. Das wir seine Liebe unter uns
weiterleben lassen sollen. Und jetzt hört ihr uns nicht mehr zu. Ihr lacht
uns aus!“ Maria wandte sich von den anderen ab. Wie sehr sie die anderen auf
einmal hasste. Vor Zorn verdunkelte sich ihr Gesicht. Die alte Maria nahm
sie in die Arme. Streichelte über ihr Haar. Langsam beruhigte Maria sich
wieder.
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Die beiden Marien
hatten gar nicht gemerkt, dass sich jemand ihnen näherte. Der die ganze Zeit
hinten in der Ecke gekauert hatte. Er kam zu Maria und sprach sie an: „Was
hat der Bote gesagt? Was hat er über mich gesagt?“ Maria blickte Petrus an.
Keine Spur von Spott war in seinem Gesicht geschrieben. Eher Neugier und
Erwartung. Maria wiederholte die Worte: „Er sagte: Sag es vor allem Petrus!
Jesus geht euch nach Galiläa voraus!“
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Petrus blickte sie
stumm an. Maria sah, wie er sich mehr und mehr entspannte. Sie sah, wie er
zu lächeln begann. Nicht aus Spott. Aus Freude. Aus tiefer Freude. „Er hat
mir verziehen. Ich habe versagt, doch er hält an mich fest. Das kann nur
Jesus gesagt haben. Nur er kann mir verzeihen!“ Petrus nahm Maria in die
Arme: „Ich glaube dir, ich gehe zum Grab um selber zu sehen, was dort
passiert ist. Um meine Traurigkeit und meine Zweifel in sein Grab zu legen.
Um all das dort zu lassen, was mir wie ein Stein auf der Seele liegt. Und
dann gehe ich nach Galiläa. Um Jesus zu treffen. Ihr kommt doch mit, oder?“
Petrus blickte die drei Frauen an. Diese nickten ihm zu. „Ich geh zum Grab
und komm dann zu euch zurück. Macht euch bereit zum Aufbruch.“
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Die anderen waren
mittlerweile verstummt. Als sie merkten, dass Petrus mit den Frauen sprach,
hörte der eine und die andere auf zu lachen. Schließlich lachte nur noch
Thomas. „Sei still!“ sagten einige zu ihm, die um ihn herum standen. Und
auch Thomas hörte auf zu lachen. Sie sahen wie Petrus schnellen Schrittes
das Haus verließ. Wie er sich zum Grab aufmachte. Die Jüngerinnen und Jünger
blickten sich an. Keiner sagte ein Wort. Doch dann, erst nur wenige, dann
immer mehr folgten Petrus. Und in ihren Gesichtern war nicht mehr die
Verzweiflung der letzten Tage zu sehen. Sie wich einer freudigen Erwartung.
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Maria Magdalena, die
andere Maria und Salome blickten sich an. Und nun begannen die drei Frauen
zu lachen. Sie lachten und tanzten. Die Freude brach plötzlich aus ihnen
heraus. Thomas sah ihnen zu und schüttelte den Kopf. „Was ist los mit euch?“
fragte er die drei Frauen. „Verstehst du nicht,“ sagte Maria zu ihm, Jesus
ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. So wie er es uns immer
gesagt hat!“. Die drei Frauen lachten und tanzten weiter. Thomas aber ging
sehr nachdenklich von dannen.
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Und der Friede
Gottes.........