Predigt am Sonntag Okuli, 27.2.2005, Markus 12,41 - 44

Kanzelgruß

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Gemeinde!

Heute mal ein anderer Beginn. Wir hören uns gemeinsam ein Lied an. Es heißt:  Millionär von den „Prinzen“. Danach lese ich den Predigttext für den heutigen Sonntag vor.

Einspielung

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Markus 12, 41 – 44:

41 Jesus setzte sich im Tempel in der Nähe des Schatzhauses hin und beobachtete, wie die Besucher der Tempels Geld in die Opferkästen warfen. Viele wohlhabende Leute gaben ihr Geld großzügig. 42 Dann kam eine arme Witwe und steckte nur zwei kleine Kupfermünzen hinein - zusammen soviel wie ein Groschen.

43 Da rief Jesus seine Jünger zu sich heran und sagte ihnen: Ich versichere euch: Diese Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. 44 Die haben alle nur etwas von ihrem Überfluß abgegeben. Aber diese arme Witwe hat alles hergegeben, was sie zum Leben gebraucht hätte.

Liebe Gemeinde!

Es geht ums liebe Geld. Von dem Gefühl, davon immer zu wenig zu haben. Der Wunsch nach mehr. Der Wunsch Unmögliches wahr werden zu lassen. Statt eines leeren Kontos ein Leben in Saus und Braus. Ich wär so gerne Millionär.

Der Predigttext spricht von einer Frau, der unser Rummel um die Lottozahlen, die Sehnsucht millionenschwer zu sein, oder das Motto Geiz ist geil völlig fremd sein muss. Sie hatte andere Sorgen. Vielleicht wäre sie gerne reich gewesen, doch die Sorge um das tägliche Brot war ihre größte Sorge.

Was macht die Witwe da am Tempel? Sie wirft Geld in den Opferkasten am Tempel. Geld, was sie zum Erhalt des Tempels und für die Arbeit der Tempelbediensteten in Jerusalem zahlten. Es wäre als würde heute hier eine arme Witwe Geld in die Kollekte für den Umbau der Gnadenkirche und für die Unterstützung unserer Gemeindearbeit geben. Wie viel würde sie heute geben? Damals gab die Witwe zwei Kupfermünzen, soviel wie ein Groschen. Hört sich nicht gerade viel an, aber wie viel ist es wirklich?

Sie hätte ja auch eine Münze für sich behalten können. So nach dem Motto: Eine für Gott, eine für mich. Wer hätte es ihr verdenken können? Sie braucht doch schließlich selber auch Geld zum Leben. Selbst dann wäre sie noch äußerst freigiebig gewesen. Tut sie aber nicht. Sie gibt beide Münzen.

Sie gibt aber soviel, wie sie zum Leben braucht, sagt Jesus. Sie gibt nicht von ihrem Überfluss ab, wie die vielen anderen, die an dem Opferkasten vorbei kommen. Die manchmal gut sichtbar für andere einen Haufen Geld in den Opferkasten warfen. Frei nach dem Motto: Seht her liebe Leute, seht wir großzügig ich bin, wie sehr mir das Wohl des Tempels und der Priester am Herzen liegt. Seht, wie sehr ich Gott liebe. Doch diese geben nur von ihrem Überfluss ab. Es sind für sie nur Peanuts, ein großzügiges Trinkgeld, ein Bruchteil dessen, was sie zum Leben brauchen.

Jesus sagt das ganz klar den Jüngern. Die vielleicht darüber gestaunt haben wie viel Geld manch einer in den Opferkasten geworfen hat. Jesus sagt klar: Die Witwe hat vielmehr gegeben als all die anderen. Sie hat das gegeben, was sie zum täglichen Leben brauchte. Vielleicht hungerte sie einen oder mehrere Tage für diese Gabe. Vielleicht verzichtete sie auf dringend notwendige Anschaffungen. Ein neues Kleid, Schuhe, falls sie welche besaß. Sie sparte sich die beiden Münzen im  wahrsten Sinne vom Munde ab. Die dicke Geldbörse der Anderen wurde noch nicht mal sichtbar schmaler.

Das Verhalten der Witwe macht nachdenklich. Warum macht sie das? Warum gibt sie das Geld für den Tempel her? Warum war ihr das so wichtig?

Das Verhalten der Witwe lässt uns an unser eigenes Verhalten denken. Daran, wie wir es mit dem abgeben und teilen halten. Stellen sie sich vor. Jesus würde unser Verhalten beobachten, wie wir mit dem Geld umgehen. Gleich bei der Kollekte hier im Gottesdienst oder am Ausgang. Ich weiß, dass viele sich dabei beobachten, auch wenn es keiner gerne zu gibt. Ist aber doch interessant wie viel der Nachbar ins Körbchen legt.

Doch überlegen wir mal, was das für uns bedeutet: Was die Witwe da gibt. Was brauchen wir zum Leben an einem Tag? 20 €uro? 50 €uro? Oder noch mehr? Denken Sie nicht nur an die Lebensmittel. Dazu gehören auch Kleidung, Miete andere laufende Kosten. Da kommen schnell ziemliche Beträge heraus.

Was wir zum Leben brauchen abzugeben für einen wohltätigen Zweck. Es muss ja nicht die Kirche sein. anderes ist möglich. Für mich selbst wären es pro Tag 50 €uro. Wenn ich meine Familie mit einbeziehe fast 100 €uro. Ohne meine Familie zu berücksichtigen. Für einige wird es mehr sein. Für andere weniger.

Das geht doch niemanden etwas an, ob ich viel gebe oder wenig können sie jetzt sagen. Es gab aber damals einen Grund, dass zu beachten: Es wurde nämlich laut ausgerufen, was jeder gab: Jeder priesterlichen Handlung im Jerusalemer Tempel entsprach ein genauer Gegenwert. Geld und Religion so zusammenzubringen, erscheint uns heute fast obszön - nicht zuletzt in Folge dieser Geschichte. Wer reich ist, kann eben mehr spenden. Wer mehr Geld für die Stühle der Gnadenkirche oder (im Vogelsangplatz) gegeben hat, steht besser als der, der sich ein paar dafür vom Mund abgespart hat. Ein Unding für, dass er deshalb nach menschlichen Maßstäben besser vor Gott dasteht. Denn: Protzen bringt nun wirklich kein Heil, im Gegenteil.

Jedoch, was diese arme Witwe tut, zeigt: Die Freiheit des Glaubens hat ganz unmittelbar zu tun mit der Freiheit zu geben. Besitz, Geld herzugeben, um damit etwas Gutes zu fördern, anderen zu helfen, die in Not sind, Erziehung und Beratung, Gottesdienst und Diakonie zu unterstützen - dies alles im Vertrauen auf Gott, auf die Freiheit, wie er sie schenkt.

Die Witwe vertraut sich selbst Gott an. Ihr Hab und Gut für Gott zu geben. Sich selbst, ganz und gar. Das scheint für sie selbstverständlich zu sein.

Das ist heute anders:  Zu persönlich, zu intim ist uns der Glaube, als dass wir ihn in der Nähe einer am Geld, und sei es auch nur an der Kirchensteuer, orientierten Haltung bringen möchten. Zumindest nach außen hin wird das geschickt getrennt.

Dabei könnte das Verhalten der Witwe uns zum Nachdenken, wie wir mit unserem Geld umgehen. Viele sind da ziemlich geschickt. Mit den Steuern zumal, hier ein bisschen geschönt, dort ein wenig verschwiegen oder verlagert; oder die Fälle, in denen der berufstätige Ehepartner aus der Kirche austritt, weil er das Geld verdient, aber immer noch gerne die Dienstleistungen der Kirche in Anspruch nehmen will.

Es gibt auch Gegenbeispiele, wo jede zusätzliche Belastung eine Katastrophe bedeutet, weiß ich wohl. - Andere spenden um so freigiebiger; obwohl sie nicht reich sind, tut es ihnen offenbar nicht weh, sie scheinen sogar immer wieder genug zu erhalten.

Hinter diesem Geben steckt somit nicht nur die Frage, was ist meine Spende wert. Hinter diesem Geben steckt auch die Frage, was ist uns der Mensch wert?

Warum hat Jesus die Jünger so eilig hergerufen? Doch wohl darum, um zu zeigen: Mit Geld kann man eine perfekte Maske gestalten. Und diese Maske wirkt, je nach Geschmack anziehend und elegant oder neureich und plump.

Und Jesus ruft die Jünger zu sich, um ihnen etwas zu zeigen: Durch die Maske hindurch sehen, die Kulisse herunterreißen. Auf was kommt es wirklich an? Es gibt Menschen, die können sich durch ihr Geld eine vornehme Ausstattung leisten, ein Auto, Haus, Klamotten, das neueste Handy.

Die Maske kann glänzen, aber dahinter kann sich ein Mensch verbergen, der sich nichts mehr wünscht, als auch einmal ohne alles Brimborium akzeptiert und geliebt zu werden. Hinter der Maske kann ein Mensch stecken voller Unsicherheiten und Fragen.

Und es gibt Menschen, die können sich schlecht verkaufen. Bei der Entscheidung, ob guter oder schlechter Geschmack, werden sie immer daneben greifen und sich mit viel Kitsch umgeben. Sie haben kein großes Vermögen und vermögen es auch nicht, etwas Tolles darzustellen. Und wir denken: Dahinter muß sich ein armer Charakter verbergen.

Wir werden magnetisch vom Glanz angezogen, bewerten Menschen nach ihrem Äußeren, nach ihrem Auftreten. Und oft werden wir nach einiger Zeit enttäuscht, wenn das Äußere nicht hält, was es verspricht, und manchmal sind es wir selbst, die auf diese Art andere enttäuschen.

"Ich wär so gerne Millionär - dann wär mein Konto niemals leer."

Welches Konto ist eigentlich das Wichtigere? Das Konto der Scheine und Geldwerte oder unser Konto der Menschlichkeit, der Liebe zu Gott, zu uns und zu den Mitmenschen? Ich glaube, da liegt die eigentliche Pointe dieser Geschichte, die von Jesus erzählt wird. Mit ganzem Herzen bei einer Sache dabei sein. Darum geht es. Wenn es darauf ankommt, auch mal ein wirkliches Opfer zu bringen.

Das muss nicht das Kollektenkörbchen sein. Auch wenn es heute darum geht einer Gemeinde beim Aufbau einer Kirche zu helfen.

Es wäre doch toll, wenn wir Millionäre der Menschlichkeit werden könnten. Wenn unser Konto der Liebe niemals leer werden würde.

In unserem Denken heißt das eigentlich: Auf dieses Konto müssen wir erst mal was einzahlen. Zum Glück ist es keine irdische Bank, bei unser Konto der Liebe geführt wird. Zum Glück wird es nicht in €uro geführt. Zum Glück gibt es immer regelmäßige Einzahlungen auf dieses Konto. So dass es niemals leer ist. Dafür sorgte einer: Jesus Christus, der, der der Witwe zuschaute am Tempel, der, der den Weg ans Kreuz ging. Der, der uns von der Liebe Gottes erzählte und sie lebte. Von seinen Zinsen leben wir bis heute. Bei ihm ist unser Konto niemals leer. Durch ihn sind wir alle Millionäre. Millionäre der Liebe Gottes. Millionenschwer.

Und der Friede Gottes.......................

 

Ich wär’ so gern 'n Millionär,
dann wär’ mein Konto niemals leer,
ich wär’ so gern 'n Millionär,
Millionen schwer,
ich wär’ so gern 'n Millionär.

Ich hab kein Geld hab keine Ahnung,
doch ich hab 'n großes Maul.
Bin weder Doktor, noch Professor,
aber ich bin stinkend faul.
Ich habe keine reiche Freundin,
und keinen reichen Freund,
von viel Kohle hab ich bisher,
leider nur geträumt.

Was soll ich tun, was soll ich machen,
bin vor Kummer schon halb krank.
Hab mir schon 'n paarmal überlegt,
vielleicht knackst du eine Bank,
doch das ist leider sehr gefährlich,
bestimmt werd ich gefasst,
und außerdem bin ich doch ehrlich,
und gehör nicht in den Knast.

Ich wär’ so gern 'n Millionär,
dann wär’ mein Konto niemals leer,
ich wär’ so gern 'n Millionär,
Millionen schwer,
ich wär’ so gern 'n Millionär.

Es gibt so viele reiche Witwen,
die begehrn mich sehr.
Sie sind so scharf auf meinen Körper,
doch den geb ich nicht her.
Ich glaub das würd ich nicht verkraften,
um keinen Preis der Welt,
deswegen werd ich lieber Popstar,
und schwimm in meinem Geld!

3 mal:
Ich wär’ so gern 'n Millionär,
dann wär’ mein Konto niemals leer,
ich wär’ so gern 'n Millionär,
Millionen schwer,
ich wär’ so gern 'n Millionär.
Millionär!

Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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