Predigt am 14. Dezember 2003, 3. Advent, 1. Korinther 4, 1-5

Gnade sei mit Euch von dem, der da ist und der da war und der da kommt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!

Liebe Gemeinde!

Sind sie ordentlich? Haben sie ihre Sachen im Griff? Wenn sie etwas brauchen, ein Buch, ein Schriftstück, finden sie es sofort, oder wissen sie, wo sie anfangen müssen, oder geht mit dem ersten Griff, die sprichwörtliche Sucherei erst mal los….

Eine andere Frage. Können andere sich auf sie verlassen? Halten sie Versprechen ein? Oder können sie Geheimnisse für sich behalten? Sind sie verschwiegen wie ein Grab oder geschwätzig wie eine Elster….

Was hat das mit einander zu tun? Hören sie den für heute vorgeschlagenen Predigttext.

Ich möchte den vorgeschlagenen Predigttext für den heutigen 3. Adventssonntag vorlesen. Aus dem 1. Korintherbrief des Apostel Paulus, Kapitel 4, 1-5.

1 Ihr seht also, wie ihr von uns denken müsst: Wir sind Menschen, die im Dienst von Christus stehen und Gottes Geheimnisse zu verwalten haben.
2 Von Verwaltern wird verlangt, dass sie zuverlässig sind. 3 Aber für mich zählt dabei nicht, wie ich von euch oder von irgendeinem menschlichen Gericht beurteilt werde. Auch ich selbst maße mir kein Urteil an. 4 Mein Gewissen ist zwar rein, aber damit bin ich noch nicht freigesprochen, denn mein Richter ist der Herr .
5 Urteilt also nicht vorzeitig, bevor Christus kommt, der das Verborgene ans Licht bringen und die geheimsten Gedanken enthüllen wird. Dann wird Gott das Lob austeilen, so wie jeder und jede es verdient.

Liebe Gemeinde!

Wir haben Gottes Geheimnisse zu verwalten. Aber Paulus wäre nicht Paulus, wenn seine Texte nicht noch mehr als ein Geheimnis in sich tragen. So ist das auch hier. Paulus redet nicht nur vom Geheimnis Gottes, dessen Verwalter wir sind, oder unseren geheimsten Gedanken, er spricht auch über das Richten und über das Loben. Manchmal denk ich auch, es bleibt sein Geheimnis, wie er das alles immer zusammenbekommen hat. Gedanklich und textlich. Versuchen wir mal heute dieses Geheimnis Gottes und seine Verwaltung für uns heute zu ergründen.

Wir haben heute den 3. Advent. Weihnachten kommt immer näher. Noch 10 Tage. Meine Frau hat gestern bei Petrus Canisius den Weihnachtsbaum gekauft. Jetzt steht er auf der Terrasse. Wie ein Wegzeiger. Weihnachten kommt. Unausweichlich.

Es ist Advent. Eine geheimnisvolle aber auch manchmal unverständliche Zeit. Geheimnisvoll in den Augen unserer Kinder. Selbst der Großen. Jeden Morgen oder Mittag sehen wir das bei uns zu Hause, wenn die Kinder wieder in unserem hängenden Adventskalender ein Säckchen öffnen, in dem Kleinigkeiten für jedes unserer Kinder sind. Mancher versucht das Geheimnis vorher zu ergründen. Die Säckchen werden befühlt und die Kinder rätseln manchmal gemeinsam darüber, was da wohl drinnen ist. So geht es Tag für Tag, bis schließlich der Heilige Abend gekommen ist. Die Spannung steigt immer mehr, und gerade die Kinder warten gespannt auf die Geschenke, die ja meistens ein Geheimnis sind.

Aber auch eine unverständliche Zeit! Was so alles passiert? Advent…. Die Fernsehwerbung macht kein Geheimnis. Ihr geht es ums Kaufen… Morgen Kinder wird was geben.. In den Straßen unserer Städte. Hier in Wanheimerort, auch in der Innenstadt… Angenommen, es käme ein Fremder nach Duisburg. Ein Fremder, der nicht wüsste, dass Advent ist. Er würde die Menschen hier beobachten, was meinen sie wohl würde dieser Fremde denken…?

Hier ein Auszug aus seinem Bericht……

Am Anfang fand ich diese vielen Lichter in den Straßen noch schön. DA gab es kleine Straßen in denen die Vorgärten und Fenster hellerleuchtet waren. Manche Bäume und Sträucher waren mit Lichterketten geschmückt. In manchen Fenstern blinkten leuchtende bunte Sterne. Scheinbar feierten die Menschen ein Lichterfest. Wollen mit dem Licht der Lampen das Dunkle der langen Nächte vertreiben. Schleierhaft ist mir allerdings, was die Männer mit langen weißen Bärten und rotem Mantel bedeuten. Die stehen in manchen Fenstern, verschiedentlich habe ich sie Fassaden hochklettern sehen. Ist das Werbung für einen besonderen Klettersport oder soll das eine Warnung an Diebe sein, nicht über die Fassaden hoch zuklettern?

Irritierend fand ich jedoch das Verhalten der Menschen in den Geschäften und insbesondere im Zentrum der  Stadt Duisburg. Zur immer gleichen Musik torkeln viele wie benommen durch die Geschäfte und suchen fast verzweifelt nach Dingen, die sie anderen schenken wollen. Aber sich oft im Unklaren sind, ob diese Geschenke Gefallen finden. Noch seltsamer waren die vielen kleinen Häuser in der größten Straße. Überall war eine seltsam seichte Musik zu hören, die immer wieder dudelte   und auf die Dauer sehr nervend war. Und dann die Stände, an denen Glühwein getrunken und verschiedenste Speisen gegessen wurden.

Es gäbe noch mehr zu berichten, doch zusammenfassend kann ich nicht sagen, worin der Sinn all dieser Tätigkeiten liegt…… Ob es ein Geheimnis ist, das alle kennen, es geschickt vor mir verbergen konnten….Es ist mit unverständlich!

Liebe Gemeinde!

Eine geheimnisvolle, aber doch oft unverständliche Zeit haben wir in diesen Tagen. Geheimnisvoll und unverständlich auch die Art, wie wir dieses Geheimnis Gottes verwalten.

Erinnern sie sich noch an meine Eingangsworte…. Sind sie ordentlich…. Können sie Geheimnisse für sich behalten…?

Haben sie eine ordentliche Vorbereitung auf Weihnachten. Eine ordentlich, sauber strukturierte Adventszeit, in der sie sich auf Weihnachten vorbereiten. Ordentlich, weil schon vorher klar ist, was an welchem Tag passiert. Wann sie die Plätzchen backen, wann sie Geschenke kaufen oder herstellen, wann der Baum gekauft wird.. Oder haben sie gar keinen Baum mehr.. die Nadeln machen ja eine Menge Dreck…..

Ist diese Zeit für sie noch geheimnisvoll? Oder sind sie insgeheim froh, wenn dieser Trubel vorbei ist?

 Behalten sie die Geheimnisse für sich? Was den anderen schenken wollen? Haben sie gute Verstecke für ihre kleinen oder großen Schätze…. Sind sie verschwiegen…. Können sie bis Weihnachten warten. Bis nach dem Gottesdienst am Heiligen Abend. Bis zur Bescherung, die sie hoffentlich im Kreise der Familie oder von Freunden erleben….

Übrigens, haben sie sich während der Predigt schon mal Gedanken darüber gemacht, welches Geheimnis wir denn zu Weihnachten da verwalten? Ist es ihnen eingefallen, oder warten sie darauf, dass ich sie endlich aufkläre? Haben sie die Antwort schon gefunden oder geht die Sucherei vor ihren Augen schon los….

Paulus spricht auch uns hier direkt an: Wir sind Menschen, die im Dienst von Christus stehen und Gottes Geheimnisse zu verwalten haben. Wir alle sind verantwortlich für die Geheimnisse Gottes, für das Geheimnis von Weihnachten, das kein Geheimnis bleiben darf. Für die Freude und Hoffnung, die dieses Geheimnis verbreiten soll. Das Geheimnis, dass Gott in unsere Welt kommt. Das er einer von uns wird. Einer aus Fleisch und Blut. Einer, der lacht und weint, der traurig und glücklich ist. Einer, der lebt und stirbt wie wir. Aber eben einer, der den Tod besiegt…. Eine geheimnisvolle Botschaft. Geheimnisse machen neugierig. Geheimnisse können überraschen. Um das Geheimnis von Weihnachten zu erkennen, müssen wir lernen, uns von Gott überraschen zu lassen und andere zu überraschen. Denn was hat Gott anderes getan. Er hat die ganze Welt mit der Geburt Jesu in Bethlehem überrascht. Er hat uns überrascht mit seinem Geschenk der Liebe.

Und verwalten wir dieses Geheimnis, indem wir es für uns behalten? In dem wir darüber schweigen wie ein Grab? Das Gott doch selbst geöffnet hat. Am Ostermorgen. Also ein  Geheimnis, bei dem wir geschwätzig wie eine Elster sein dürfen.

Am Anfang des Gottesdienstes haben wir den Wochenspruch für den heutigen 3. Advent gehört: Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe der Herr kommt gewaltig. Dem Herrn den Weg bereiten, der da an Weihnachten zu uns kommt. Dem Herrn den Weg bereiten: Darum geht es in dieser geheimnisvollen und unverständlichen Zeit. Gott kommt zu uns. Wir dürfen dieses Geheimnis nicht mit Geschenk- und Essensbergen, mit mehr oder weniger ernstgemeinten Höflichkeitsbesuchen zu decken. Ich habe nichts gegen gutes Essen, Geschenke oder Besuche in der Verwandtschaft. Ich habe nur was gegen die Unabänderlichkeit mit der wir Weihnachten feiern, mit der wir uns darauf vorbereiten. All das hat auch viele schöne Seiten. Aber wie Paulus schon sagte. Ich darf nicht vorzeitig urteilen. Wir alle dürfen es nicht. Das bleibt Gott selbst vorbehalten.

Ein Schlusswort. Eine Mahnung. Aber ich will ihnen auch Mut machen. Seien sie ordentlich. Und Zuverlässig. In dieser Zeit. Auch wenn es schwerfällt. Suchen sie nicht lange herum, was Advent und Weihnachten bedeuten. Sie wissen es. Sie kennen die Geschichten. Sie haben die Liebe gespürt, die in ihnen steckt.

Und dann reden sie darüber. Oder leben sie. Manch einer schämt sich. Aber das kann jeder tun. Zuverlässig das Geheimnis der Weihnacht weiter sagen. Das Geheimnis von Weihnachten, das kein Geheimnis bleiben will. Es will weitergesagt werden. Es drängt in die Welt.  Es will ausgeteilt und mitgeteilt werden. Ein Geheimnis, dass uns geheimnisvoll verändert. Das uns von der Liebe Gottes erzählt. Ein weihnachtliches Geheimnis.

Und der Friede Gottes welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne und mach uns bereit für die Ankunft Jesu Christi in unserer Welt

 

Email: JMuthmann@t-online.de
Gerne antwortete ich per Email auf Reaktionen zu meiner Predigt
http://www.ekir.de/wanheimerort, Homepage der Gemeinde Duisburg-Wanheimerort

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